SWR3 Gedanken

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Eine Sekunde! Nur eine Sekunde fehlte und es hätte gekracht. Es ist Sonntagabend auf der Autobahn. Nur noch wenig Verkehr rollt um diese Uhrzeit. Ich fahre entspannt, aber zügig. Ich will nach Hause. Ein Lichtreflex in den Wolken lenkt mich ab. Also schaue ich hin, bin neugierig, was da oben ist. Die Strecke vor mir ist ja frei, denke ich. Doch als ich wieder vor mir auf der Straße schaue, fährt ein Kleinwagen knapp vor mir, viel langsamer als ich. Reflexartig steige ich auf die Bremse, schaffe es gerade noch, einen Aufprall zu verhindern und merke, wie mir der kalte Schweiß ausbricht. Es ist gerade noch mal gut gegangen.

Die Szene verfolgt mich noch lange an diesem Abend. Es war der allerletzte Moment. Hätte ich nur eine Sekunde später hingeschaut, ich hätte nicht mehr bremsen können. Ich wäre mit 130 Sachen auf meinen langsamen Vordermann gekracht. Ein Alptraum. Im ersten Moment weigere ich mich einfach, mir die Folgen auszumalen. Hak es ab, ist doch nichts passiert. Aber so einfach geht das nicht, die Szene lässt mich nicht mehr los. Denn ich alleine habe diesen idiotischen Anfängerfehler gemacht. Ich, der ich seit mehr als 30 Jahren Auto fahre und es besser weiß, habe mich und einen anderen Menschen in Lebensgefahr gebracht.

Die kurze Szene hat mich jedenfalls auch am nächsten Tag noch beschäftigt. Und erst da ist mir klar geworden, wie schnell ich mich schwer schuldig gemacht hätte. Es fehlte nur eine Sekunde.

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