SWR3 Gedanken

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Wieviel Zeit bleibt mir wohl noch? Ich bin über 50. Wenn sich dann die ersten Beschwerden einstellen, dann denkt man schon mal darüber nach. Statistisch hätte ich mindestens noch 25 Jahre. Doch man weiß ja nie. Dreizehn simple Fragen reichen angeblich aus. Dann weiß ich, wie hoch mein Risiko ist, in den nächsten fünf Jahren zu sterben. Ein britisches Forscherteam hat sie zusammengestellt. Ermittelt aus den Lebensdaten von tausenden Briten. Die Vorhersage soll verblüffend präzise sein.

Also klicke ich mich durch die Fragen. Beantworte, wie viele Menschen in meinem Haushalt leben. Wie viele Autos wir haben und so fort. Nach ein paar Minuten bin ich fertig. 2020, erfahre ich, werde ich wohl noch leben, zumindest mit 99 Prozent Wahrscheinlichkeit. Statistisch bleiben mir nach dieser Rechnung sogar noch rund 40 Jahre Lebenszeit Doch was fange ich damit nun an? Entspannt zurücklehnen? Statistisch mag das ja alles stimmen. Lebenspraktisch ist es eher nicht. Denn genau genommen ist mir klar, dass ich schon morgen mit dem Auto verunglücken kann. Oder dass mein Arzt beim nächsten Routinecheck vielleicht doch mal etwas Schlimmes findet. Eigentlich bin ich also nicht schlauer als vorher. Und vielleicht ist das auch ganz gut so: Nicht zu wissen, wie viel Zeit mir noch bleibt. Kein Ablaufdatum im Kopf mit mir herumzutragen. Denn so bleibt jeder neue Tag gleich. Gleich wichtig. Egal, ob es noch 10 oder 10.000 sind. Lebe einfach jeden Tag so, als ob genau heute dein letzter wäre, heißt eine Weisheit. Keine so schlechte Maxime fürs Leben.

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