SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Buh. Aufhören. Es ist offene Kulturnacht in unserer Stadt. Verschiedenste Künstler treten da auf und die Zuhörer können kommen und gehen, wie es gefällt. Eine Frau jedoch bleibt einfach sitzen und regt sich auf: Aufhören, brüllt sie! Zugegeben, mein Musikgeschmack ist das auch nicht, was die junge Künstlerin da präsentiert. Ich könnte also einfach gehen, doch jetzt bleibe ich erst recht. Aus Interesse und Solidarität, denn Verbohrtheit und Intoleranz ärgern mich einfach maßlos.

Klar, wer sich Fremdes und Ungewohntes möglichst vom Leib hält, der hat seine Ruhe. Bastelt sich seine private Wellness-Oase, in der keine Zumutung die wohlige Stimmung stört - und tritt irgendwann nur noch auf der Stelle. Denn Kultur heißt ja auch, sich weiter zu entwickeln. Erfahrungen zu machen, die meinen beschränkten Horizont größer werden lassen. Natürlich geht das nicht ohne Reibungen und ab und zu dürfen die sogar mal weh tun. Weil sie mein Stilempfinden oder mein festgefahrenes Weltbild in Frage stellen. Und mich gerade darum kurioserweise ein Stück voranbringen. Völlig egal, ob es nun Musik oder moderne Kunst ist. Ein Theaterstück oder auch die kritische Auseinandersetzung mit der Religion.

Die Musik der jungen Künstlerin bei der Kulturnacht werde ich mir sicher nicht daheim anhören. Aber anregend war sie auf jeden Fall, aufregend offenbar auch. Und applaudiert habe ich am Ende natürlich auch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20046
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