Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“. So heißt ein Buch von Rachel Joyce, das von einer Reise erzählt. Eine Reise, die als Flucht beginnt und als Pilgerreise endet. Ein Mann flieht vor seiner unerträglich gewordenen Ehe, flieht vor der Trauer um den Sohn, und vor der Angst, wie es weitergeht. Harold flieht vor all dem. Er ist Rentner und  bricht spontan zu einer Freundin auf, die im Sterben liegt. Das Hospiz ist gut tausend Kilometern entfernt, aber das ist ihm egal, er zieht los, nur mit leichten Schuhen bekleidet, ohne Gepäck, ohne den Weg zu wissen, quer durch England.
Diese Reise verändert sein ganzes Leben. Unterwegs gibt es Momente, da möchte er fast aufgeben und ist verzweifelt – von den Schmerzen an den Füßen ganz zu schweigen. Und trotzdem geht er weiter. So wird aus dem Fliehenden ein Pilger. Und es passiert was - wie durch ein Wunder: Um den einsamen Harold sammelt sich nach und nach eine bunte Gemeinschaft von Weggefährten. Menschen nehmen Anteil an seinem Weg, oder fangen selber mit ihrem Weg an. Die Erstarrung fällt von ihm ab, er fängt an zu reden und zu trauern, zu weinen und zu lachen.
Als Harold endlich seine Freundin erreicht hat, da stirbt sie. Alles scheint zu Ende. Und doch hat für ihn was Neues angefangen. Der Weg hat ihn verändert. Warum mich die Geschichte fasziniert? Jesus hat einmal gesagt: “Alle Dinge sind möglich dem, der glaubt.”  Menschen können sich verändern. Auch ein sehr verfahrenes Leben kann neu werden. Die Reise in ein neues Leben beginnt aber immer mit einem ersten mutigen Schritt, und dafür ist es nie zu spät.
„Alle Dinge sind möglich dem, der glaubt“, sagt Jesus. Es braucht Glauben, es braucht Vertrauen, um einen ersten Schritt zu machen. Aber dann kann man wie Harold die Erfahrung machen: Gott geht mit. Er schickt Menschen, die manchmal unvermutet um die Ecke kommen und ein Stück mitgehen. Er schickt Momente, in denen sich neue Horizonte auftun und der Mut wächst – weil jemand zuhört und vielleicht ähnliche Fragen und Sorgen hat wie ich. Solche Momente und Vertrauen für  Ihren Weg, das wünsche ich Ihnen, gerade dann, wenn etwas Unbekanntes vor Ihnen liegt.

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