Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Heute also geht er los, der Deutsche Evangelische Kirchentag in Stuttgart. Mehr als 100 Tausend Gräbele zum Übernachten sind gefunden und 4 Tage lang wird Stuttgart von mehr als 200 Tausend Protestanten aus Deutschland und aller Welt bevölkert werden. Eine kleine Glaubens-völkerwanderung. Sogar Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier haben sich angemeldet, um mit den Kirchentagsbesuchern zu diskutieren.
Ist das gut, wenn Kirche so ein Gewicht in der Öffentlichkeit bekommt? Sich in die aktuelle Politik einmischt? Fragen manche. Ist Religion nicht eher Privatsache? Warum sind die Protestanten immer so politisch?
Die Antwort auf diese Fragen liegt in unserer Geschichte. Ohne die Zeit der Nazidiktatur wäre der Kirchentag wahrscheinlich nicht entstanden. Damals hat die Ideologie der Nationalsozialisten nach und nach alle Lebensbereiche gleichgeschaltet. Auch die Kirchen. Viele haben Hitler für den Nachfolger Jesu gehalten, haben Hakenkreuzfahnen in den Kirchen aufgehängt.
Nur eine kleine Gruppe von Christen hat sich dem widersetzt. Als der Krieg vorbei war, haben sie gesagt: In Zukunft brauchen wir eine starke Laienbewegung in der Kirche. Eine, die ohne Rücksicht auf das Renommee von Kirche die Finger in die Wunden der Zeit legt.
Und so entstand nach dem Krieg der deutsche Evangelische Kirchentag. Bis heute wird der von einem Vorstand geleitet, zu dem Christenmenschen aus allen Berufssparten gehören. geleitet wird. Überzeugte Protestanten schwärmen alle zwei Jahre aus, um für eine halbe Woche so etwas wie eine „Schwarmintelligenz des Glaubens“ ins Leben zu rufen.
Den Kern dieser Bewegung hat 1950 auf dem zweiten Kirchentag in Essen Gustav Heinemann beschrieben, unserem ehemaligen Bundespräsidenten. Er sagte:
„Unsere Freiheit wurde teuer erkauft. … lasst uns der Welt antworten, wenn sie uns furchtsam machen will: Eure Herren gehen – unser Herr aber kommt! Der einzige Herr, an dessen Macht wir glauben- Jesus Christus.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19914
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