SWR3 Gedanken

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„Ich habe von Gott geträumt und SIE war schwarz.“ Das steht in großen Buchstaben auf einem kleinen Bus. Der tourt durch die Vororte von Paris. Der Slogan ist provokant: Ist Gott weiblich oder schwarz, oder spielt das am Ende gar keine Rolle?

An Bord des Busses ist der Rabbi Michel Serfaty mit seinem Team. Sie haben ein großes Ziel: die Leute auf der Straße sollen mit ihnen oder besser noch miteinander sprechen. Und zwar über Religion. Schwierige Sache.

Serfaty und seine Kollegen gehören zur „Vereinigung für Jüdisch-Muslimische Freundschaft“. Vor zehn Jahren ist dem Rabbi der Kragen geplatzt. Zu groß sind die Vorurteile geworden. Außerdem werden jüdische Bürger immer wieder angegriffen und überfallen. 

Deshalb geht der 72-jährige Rabbi auf die Straße und quatscht die Leute an. Er wird nicht immer gern gesehen, ist auch schon mal brutal niedergeschlagen worden. Aber er lässt nicht locker. Seine Botschaft heißt: Juden und Muslime können Freunde sein. Und: Sie sind gleichwertige Menschen. Es ist egal, wie ihr Gott aussieht. Davon hängt nicht ab, wie wir miteinander umgehen. Das steht ja auch auf dem Tour-Bus: „Ich habe von Gott geträumt und SIE war schwarz.“

Michel Serfaty und sein Team leisten in meinen Augen großartige Arbeit. Ich bewundere, dass sie sich nicht abschrecken lassen und ihr Ding durchziehen.

Den Spruch auf dem Bus finde ich genau richtig. Nicht nur mein eigenes Bild von Gott wird in Frage gestellt. Sondern auch, wie ich Menschen mit einer anderen Hautfarbe und Religion sehe.

Michel Serfaty will klar machen: wir müssen respektvoll und gut miteinander umgehen.

Und: Gott lässt sich nicht in feste Vorstellungen pressen. Und schon gar nicht nicht in das Korsett einer Religion.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19893
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