SWR3 Gedanken

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Es gibt Leute, die sind so herrlich klar in ihrer Haltung.
Aber woher haben sie das? Was gibt uns die inneren Koordinaten, damit wir uns nicht verführen und korrumpieren lassen?
Diese Frage haben sich viele gestellt, damals, als Hitler an die Macht kam. Damals haben die Nazis alle Bereiche in der Gesellschaft gleichgeschaltet: Die demokratischen Parteien – sie lösten sich auf oder sie wurden verboten. Gewerkschaften, Sportvereine, Jugendorganisationen – sie alle wurden Unterorganisationen der nationalsozialistischen Bewegung.
Auch die Kirchen wurden unterwandert. „Deutsche Christen“ nannten sich die Nazis, die die evangelische Kirche nach dem Führerprinzip organisieren wollten. Pfarrer, die dagegen protestierten, wurden entlassen oder kamen ins KZ.
Die meisten machten damals mit. Nur wenige schlossen sich zusammen und gründeten die so genannte Bekennende Kirche. Heute vor 81 Jahren kamen sie zum ersten mal zusammen in einer Kirche in Wuppertal-Barmen. Dort gab es Unternehmer, die einfach nur fromm waren. Und deshalb diese kleine Widerstandsbewegung finanziell und ideell unterstützten. Diese Vertreter der Bekennenden Kirche haben eine Erklärung formuliert, auf die bis heute viele Pfarrerinnen und Pfarrer sich verpflichten.
Darin heißt es: „Wir verwerfen die falsche Lehre, als gebe es Bereiche unseres Lebens, in denen wir nicht Jesus Christus, sondern anderen Herren zu eigen wären, Bereiche, in denen wir nicht der Rechtfertigung und Heiligung durch ihn bedürften.“
Mir ist diese Erklärung wichtig. Denn ich glaube, man braucht innere Koordinaten, eine Orientierung in all den Versuchungen und Verlockungen, denen man heute ausgesetzt ist. Eine Orientierung für Toleranz, für Menschenrechte egal, welcher Rasse, Religion oder Volk jemand angehört.
Eben eine klare innere Haltung. Die brauchen wir heute genauso wie damals vor 81 Jahren.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19853
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