SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Komm, Herr Jesus, sei unser Gast, und segne, was du uns bescheret hast. – Vielleicht kennen Sie das Tischgebet auch. Ich kenne es seit meiner Kindheit. Und manchmal bete ich es heute noch.
Es erinnert mich an früher. An die große Runde um den Familientisch am Sonntagmittag. Da habe ich mich immer geborgen gefühlt.
Heute weiß ich: Das Kindergebet von einst hilft dabei, dass Gemeinschaft entstehen und wachsen kann – auch außerhalb des vertrauten Kreises der Familie.
Wo Menschen bei einander sitzen, zusammen essen und trinken, und dann noch zusammen beten – da ist die Welt ein wenig friedlicher.
Der Horizont weitet sich, wenn ich Jesus dazu bitte. Jesus, sei du unser Gast. Wenn ich daran erinnere, was Jesus gesagt und getan hat, verändert das meinen Blick auf mich und die anderen.
Zum Leben gehört nun mal mehr, als wir schaffen oder verdienen können. Auch wenn ich ein wunderbares Menü zubereitet habe, die Zutaten habe ich allenfalls gekauft oder weiter verarbeitet. Was die Erde an Lebensmitteln hervorbringt, ist nicht selbstverständlich. Es ist ein Geschenk. Gottes Geschenk. Wir können nichts dafür, dass wir in einem Land leben, wo man satt wird. Und die, die in Hungerregionen leben, sind nicht schuld daran, dass sie Hilfe brauchen. Mir tut es gut, wenn mich dieses Gebet ab und zu daran erinnert.
Erfunden hat es übrigens Nikolaus Ludwig von Zinzendorf. 2000 Kirchenlieder hat er gedichtet. Und dieses kleine Gebet geschrieben. Zinzendorf war beseelt von dem Glauben, dass Gott überall auf der Welt wirkt. Auch dort, wo den Menschen das gar nicht bewusst ist. Heute vor 315 Jahren wurde von Zinzendorf in Dresden geboren.
Ihm und Gott zu Ehren werde ich heute Mittag mit seinen Worten beten: Komm, Herr Jesu sei unser Gast. Heute Mittag wird nämlich meine Mutter für uns kochen.
Und dann freu ich mich drauf zu sehen, was Jesus alles zu segnen hat.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19850
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