SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Heute ist Kindertag. Ist nicht so bekannt wie Muttertag oder Vatertag. Und wird doch weltweit gefeiert. In vielen Ländern am 01. Juni: In Polen, Portugal und Rumänien. In Russland, der Mongolei oder China. Und ebenso bei uns.

Worum es geht? Am Kindertag sollen Kinder ganz bewusst einen guten, einen schönen Tag haben. In manchen Ländern gibt’s schulfrei, in anderen werden Ausflüge unternommen. Mancherorts gibt es sogar eingeschaltetes Licht im Straßenverkehr. Damit alle besonders gut auf die Allerkleinsten aufpassen.

Der Kindertag macht darauf aufmerksam, dass Kinder die Zukunft unserer Gesellschaft sind. Eine ganz alte Einsicht. Eine Geschichte von Jesus erzählt, dass die Leute Kinder zu ihm bringen. Er soll die Kinder segnen. Aber seine Freunde wimmeln die Familien ab. Der Meister, sagen sie, hat Wichtigeres zu tun. Jesus kriegt das mit und wird ärgerlich. Seine Reaktion: „Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran!“ (Mk 10, 2-16).  

Zu seiner Zeit war das ein absolut ungewöhnlicher Satz. Kinder zählen vor 2000 Jahren nichts. Sie machen Arbeit, müssen durchgefüttert werden, kosten Zeit. Kinder sind erst dann richtig interessant, wenn sie arbeiten können. Fürsorge, Ausbildung, Spielzeug oder Freizeit mit Kindern verbringen, das sind damals Fremdworte. Aber Jesus reagiert so, wie ich mir das auch heute nur wünschen kann. Er stellt die Kinder in die Mitte. Sagt so: Jeder Mensch gilt etwas, egal ob jung oder alt. Jesus gibt den Kindern eine Würde, eine Bedeutung.

Damit stellt er die herrschende Meinung seiner Zeit auf den Kopf. Und damit wäre ich wieder in der Gegenwart angelangt. Denn ich erlebe meine Umgebung so, dass Kinder nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen. Klar: Die meisten Eltern reden viel über ihre Kinder, räumen ihnen viel Platz ein. Aber sonst? Oft genug erlebe ich, dass sich Menschen von Kindern gestört fühlen. Dass auf Kinder genervt reagiert wird. Dass Kinder doch besser erzogen sein sollten.

Da ist es auffällig, wie Jesus mit den Kindern umgeht. Er legt ihnen die Hände auf und segnet sie. Zeigt mit dieser Geste: Dieses Kind, jedes Kind, hat ein Recht darauf geliebt und angenommen zu werden. Nicht nur am Kindertag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19805
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