SWR2 Wort zum Tag

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Auf das Pfingstfest bereiten sich Christen an vielen Orten mit einem Gebet vor, das immer wieder gesungen wird: „Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu“. Dieser Ruf stammt aus einem Psalm in der Bibel. Er richtet sich an Gott, der die Welt und den Menschen geschaffen hat. Es ist die geradezu flehentliche Bitte, Gott möge doch das verunstaltete und entstellte Antlitz der Erde, auf der wir leben, erneuern, durch seinen Geist.

Die Bibel erzählt, dass Gott die Welt erschaffen hat. Dabei hat „Schaffen“  weniger den Sinn von Machen und Herstellen. Hier meint es mehr: den Weg frei machen, dass etwas Neues werden kann. Zulassen, dass im anderen Neues wird, das sich nur Bahn brechen kann, weil der Schöpfer es weckt durch sein Zutrauen und Zulassen.

Um ein neues Antlitz der Erde bitten Christen in diesen Tagen. Das Wort „Antlitz“ wird in der Literatur meist gebraucht, um vom Menschen zu sprechen.  „Antlitz der Erde“ kann also als Hinweis darauf verstanden werden, dass Erde und Mensch nicht getrennt existieren, dass sie eng miteinander verbunden sind, so dass die Erde am Personsein des Menschen Anteil hat und dass im Menschen das geschaffene Universum präsent ist.

Die Welt kann neu werden, wenn sie von der Verbundenheit zwischen Mensch und Erde geprägt ist. Das heißt: Menschen können zulassen, dass die Kraft des Geistes in allem wirkt, in der Welt und auch in jedem anderen Menschen. Das Verhältnis von Mensch und Erde ist getragen vom Wirken des Geistes in allem und in allen. Wo Menschen daran glauben, verändert sich ihr Verhältnis untereinander.

 „Dass wir dich, Gott, im Gesicht jedes Menschen entdecken können, lässt uns staunen“ – so betet der Theologe Karl Rahner.

„Was für ein Gott bist du, der Schöpfer von allem, dass du deine Geschöpfe nie aus dem Auge verlierst.

Herr, lass uns mit offenen Augen in der Welt leben.

 

 

 

 

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