SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Heute morgen fürchte ich mich vor den Unglücksmeldungen, die vermutlich gleich in den Nachrichten wieder auf mich zukommen werden. Wie viele Flüchtlinge sind diese Nacht wieder im Mittelmeer gestrandet oder ertrunken? Die Hoffnung auf ein besseres Leben ist mit ihnen im Friedhof der Meere untergegangen.

Wie viele Menschen sind in Nepal bei den Erdbeben verschüttet worden und gestorben. Viele werden noch in den Trümmern gesucht oder sind bis heute vermisst. Ich denke an den Überlebenskampf der Menschen im Katastrophengebiet. Wie viele junge und alte Menschen kommen bei Unglücken, Naturkatastrophen oder Gewaltakten ums Leben. Unschuldig. Verzweifelt. Dem Schicksal hilflos ausgeliefert. Das ist für mich so schwer zu begreifen oder zu verstehen. Und es bereitet mir großen Kummer.

Was mir aber in meinem Kummer hilft, ist ein Text aus meinem Gebetsbuch. Dieses Gebet trägt den Titel: Hoffen wider alle Hoffnung. Dennoch macht mir dieses Gebet unglaublich viel Mut. Den Mut zu hoffen, dass das Leben weitergeht und wieder gut wird. Ich spüre wie gut es ist, zu hoffen und Hoffnung zu haben. Zum Leben. Für mich ist das ein richtig schöner Mutmachtext, denn er gibt mir Kraft und schenkt mir Trost. Ich wünsche mir, dass alle von Unglück betroffenen Menschen spüren können, dass das Leben lebenswert ist. Trotzdem.

Ich möchte hoffen, wider alle Hoffnung

Ich möchte glauben, dass es dennoch weitergeht

Ich möchte leben und lieben, dort,  wo es beinah nicht mehr möglich ist,

damit die Welt auch morgen noch besteht.

Ich will fühlen, dort, wo Gefühle sterben,

Ich will Licht sehn, da wo alles dunkel scheint.

Ich will handeln, anstatt tatenlos zu trauern,

Ich möchte trösten auch die, die ohne Tränen weinen.

Ich will wach sein, Zeichen klar erkennen,

Ich will helfen, auch wenn es mir selbst nicht gut geht,  

Ich will aufstehen gegen das Unrecht, gegen Mord und Lüge,

ich will nicht einfach schweigen, wo die Welt bedroht ist.

Ich will dem trauen, der zu mir gesagt hat,

Schau, ich bin bei dir allezeit.“

nach Heinz Martin Lonquich

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19746
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