SWR3 Gedanken

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Der achtzehnjährige Christian aus Horwich in der Nähe von Manchester ist ein ganz normaler junger Mann. Jedenfalls war er das bis vor einigen Wochen. Jetzt ist Christian ein Held des Internet. Und das kam so:
Neben der Schule jobbt Christian in einem Supermarkt. Dort begegnet er dem 96jährigen Mr. Brady, der ziemlich schwer an seinen Tüten trägt. Da Christian ein wohlerzogener junger Mann ist, bietet er Mr. Brady an, ihm die Tüten nach Hause zu tragen.
Die Kellnerin Samantha-Jayne wiederum findet die beiden so rührend, dass sie um ein Foto bittet. Wie das heute so ist, postet sie das Foto bei Facebook. Es kommt, wie es kommen muss: Likes in sechsstelliger Höhe und Freundschaftsanfragen aus aller Welt.
Wildfremde Menschen umarmen Christian seitdem und loben ihn für seine gute Tat. Das wiederum kann Christian nicht ganz verstehen. Seine Eltern haben ihn so erzogen. Man soll andere behandeln, wie man selbst behandelt werden will, sagt er. Das sei doch nur normal.
Vielleicht weiß Christian, dass er damit einen zitiert, von dem er seinen Namen hat. Jesus Christus hat schon diese „goldene Regel“ aufgestellt: „Was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch“, hat der damals gesagt. Und bekommt für diesen Satz auch jede Menge Likes und Freundschaftsanfragen. Bis zum heutigen Tag.
In der Tat sollte es normal sein, einander so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte. Ist es aber offensichtlich nicht, sonst würde die Online-Welt nicht so einen Hype um den höflichen Schüler aus Norwich machen. Der nun aber als Held des Alltags auf seine Weise einen Beitrag dazu leistet, dass die „goldene Regel“ guten Zusammenlebens vielleicht ein bisschen normaler wird.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19736
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