SWR2 Wort zum Tag

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Ein Mensch mit Haltung: Verlässlich, klar, aufrecht. Ein Mensch mit Haltung knickt nicht ein, wenn er Widerstand erlebt. Ein Mensch mit Haltung zu werden, zu sein, zu bleiben und immer neu zu werden. Das ist eine große Herausforderung. Ich wünsche mir mehr Menschen mit mehr Haltung, auch mir.

Eine Haltung zu haben ist etwas anderes als eine Meinung. Menschen mit Meinung, die diese mit Verve äußern, daran fehlt es nicht. Man schaue nur in die Leserbriefseiten oder lese Foren im Internet. Ich fürchte, mit Meinungen - oft unerbittlich, sogar verletzend zur Geltung gebracht – sind viele von uns schnell, zu schnell.

Eine Haltung ist mehr als Meinung. Sie äußert sich nicht nur in Worten, eine Haltung drückt sich aus und bewährt sich, in dem was ich tue.

Und noch etwas: Menschen mit aufrechter Haltung halten oft erstaunlich gut gegensätzliche Meinungen aus. Meinungsstärke ergeht sich demgegenüber oft in Rechthaberei.

Wie werde ich ein Mensch mit Haltung?
Das Wort deutet es an, Haltung findet man wohl nicht ohne Halt, man muss gehalten sein, sich vielleicht auch gehalten wissen.

Für eine christliche Haltung gilt das auf jeden Fall:
Eine aufrechte christliche Haltung ist nicht denkbar, ohne Halt an Jesus Christus. Im folgenden Wort Jesu aus dem Johannesevangelium kommt das auf den Punkt:

Ich bin der Weinstock, sagt Jesus von sich, ihr seid die Reben. Wer mit mir verbunden bleibt, bringt reiche Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts erreichen.

Eine fundamentale Quelle für christliche Haltung ist das Gewissen. Das immer wieder an Jesu Maßstäben geschärft wird. An seiner Menschenliebe, vor allem für die Schwächsten.
Hellwach muss es mich machen, ja alarmieren, dass Flüchtlinge ihr Leben aufs Spiel setzen. Und zu Hunderten ums Leben kommen.

Es ist auch Zeichen christlicher Haltung, wenn wir Politiker dafür scharf kritisieren, wenn sie Europa gegen Hilfesuchende dicht machen. Wenn Politik Hilfesuchende so behandelt, wird sie gewissenlos, ohne humane Haltung.

Aber zu meiner christlichen Haltung gehört noch etwas untrennbar dazu:
Mein Gewissen kann nie nur etwas von anderen fordern. Das Flüchtlingselend liegt auch auf meinem Gewissen. Flüchtlinge brauchen Politiker und Verwaltungen und uns Bürger Es ist auch noch keine Haltung, nur wohl-meinend zu denken.

Wie drückt man es aus: Bestimmt so, dass ich von Flüchtlingen als Menschen rede. Und wenn sie in meine Stadt kommen, Wohnung suchen, Arbeit. Wenn sie in der Kirchenbank in meine Nähe rücken. Dass ich sie empfange. Als guter Nachbar.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19697
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