Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Manche meinen ja, man müsste weit gereist sein, um mitreden zu können. Um vom Leben Bescheid zu wissen. Aber schon in dem Lied von Udo Jürgens heißt es:
Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals auf Hawai.
Und der Mann, der das singt, muss auch nicht dort gewesen sein. Er weiß von New York, der tosenden Millionenstadt und ihrem Zauber und er kennt die hohen Wellen am Strand von Hawai.
Und sieht sie vielleicht besser, als wenn er schon dort gewesen wäre.
Ich war noch niemals in Jerusalem, bin die Via Dolorosa noch nicht hinaufgewandert, habe noch nie an der Klagemauer gestanden, den Überresten des alten Tempels.
Ich war noch nie am Strand des Sees Genezareth, noch nie im Jordantal.
Mein Glaube braucht keine Anschauung, muss auch nichts anfassen.
Weil ich die Bilder in mir trage, sie mit meinem inneren Auge sehen kann.
Die Bibel malt mir diese Bilder in ihren Geschichten und in ihren Liedern.
Es gibt einen Psalm, der malt so ein Bild.
 Und dann sehe ich ein weites Tal, das sich zu einem Fluss hin senkt.
Und auf einem sanft abfallenden Hang grasen die Schafe.
Saftig sprießende Halme, die noch vom Tau benetzt sind.
Frühlingsblumen, deren Blüten strahlen.
Die Lämmer dösen in der Sonne des heraufziehenden Mittags, bewacht von den Hunden des Schäfers.
Und der Hirte hat sie alle im Auge und achtet darauf, dass keins verloren gehen kann.
Er stützt sich auf seinen Stecken.
Ganz entspannt steht er da.
Und ist doch voller Spannung.
Denn er weiß um die Gefahren des Lebens.
Sein Mantel hat sich im Wind gebläht und eine Krempe seines Hutes ist leicht aufgestellt.
Es fehlt an nichts. Sonne, Wärme, Geborgenheit, Nahrung und Wasser.
Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
So beginnt der Psalm.
Und weiter:
Er weidet mich auf einer grünen Aue.
Er führt mich zum frischen Wasser.
Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn DU bist bei mir...
Ich war noch nie im Jordantal – und Sie vielleicht auch nicht. Aber mein Glaube sieht dieses Bild. Und hofft darauf, dass der gute Hirte mich schützt. Auch heute.
Und so wünsche ich Ihnen einen behüteten Dienstag!

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