SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Morgen geht’s wieder los, Mai. Wonnemonat. Tiefe Augenblicke und Ich-liebe-Dichs. „Schön bist du! Deine Augen sind wie Tauben. Dein Mund ist lieblich.“ Klingt wie ein Mai-Schlager und ist es auch, ein biblischer Schlager. „Du hast mir das Herz genommen, mit einem einzigen Blick“, schmachtet jemand im Hohelied der Liebe, schon vor 3000 Jahren.
Tja, so schön ist Verliebt sein. Es prickelt auf der Haut, das Herz hüpft und bald steht man da und stammelt. Zumindest ich, mit Siebzehn. „Ääahm, äh, deine Aufführung war... toll.“ Sage ich zu Martin aus dem Schultheater. Und sehe nur Locken und tiefschwarze Augen. Schön war Martin, meine erste Liebe. Mit ihm zusammen zu sein, war allerdings bald nicht mehr schön.
Es ist nicht leicht, den Richtigen zu finden. Doch von jung bis alt bleibt die Sehnsucht nach Liebe, nach einem, der mein Leben teilt, mich kennt mit Haut und Haar. Sehnsucht nach Liebe und - Lust. Als ich siebzehn war, sind mir im Internet jedoch nicht ständig nackte Tatsachen entgegengesprungen. „Ich will Dich, ich nehm dich, ich fessle dich“. Die meisten Jungs und Mädels über 15 klicken sich ab und an durch Sexseiten. Macht das Lust, Angst, Druck? Darüber wollte ich mit meiner Nichte jüngst mal reden, mich aufklären lassen, wie sie das sieht. Ist mir gelungen – fast. „Ach lass uns nicht über das blöde shades-of-grey-Gestöhne reden“, sagt die Sechzehnjährige, „ich bin verliebt und der Stefan, der hat soo tolle Augen.“ Na dann...

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