SWR3 Gedanken

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„Du sollst die Flüchtlinge nicht bedrücken und bedrängen“, mahnt die Bibel. Und die meisten Europäer können dem zustimmen. Aber wie ist das, wenn es konkret wird? Jeden Tag bedrängen mich die Bilder. Tausende Menschen, die vor dem Morden fliehen und vor unseren Küsten sterben. Das Mittelmeer ein Massengrab. Wie gehe ich mit dem Elend um?
„Du sollst die Flüchtlinge nicht bedrängen.“ Die Bibel ist da ganz klar. Auch wenn die Angst tief sitzt vor dem, was kommt, oder vor denen, die da kommen. Meine Nachbarin meint: “Wir kennen die Fremden nur als Zahlen, sie bleiben uns fremd. Wir müssen sie kennenlernen“. Seit kurzem im Ruhestand, spielt sie Theater. Und zwar mit Flüchtlingen aus Syrien und jungen Leuten aus der Pfalz. „Es ist schwer, wir haben kaum Worte, die jungen Männer sind scheu – gerade uns Frauen gegenüber – gleichzeitig haben sie Wut im Bauch, aber“, sagt sie mit leuchtenden Augen, “wir treten bald öffentlich auf, Djamal hat das angeregt, das Spiel macht ihn stark.“
Das finde ich stark. Und sie ist nicht die Einzige, die sich einsetzt. In vielen Kommunen und Kirchgemeinden engagieren sich Freiwillige für Flüchtlinge. Sorgen dafür, dass sich die Fremden heimisch fühlen. Vielerorts leben sie darum nicht in Hallen und Heimen, sondern als Nachbarn in der Wohnung nebenan. Wenn auch manche nur auf Zeit bleiben, sie sollen sagen dürfen wie Djamal: „I am saved“, ich bin gerettet.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19660
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