SWR3 Gedanken

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Es wurde zum Unwort des Jahres: „Lügenpresse“. Ein Kampfbegriff der Fremdenängstlichen. Eigentlich ist er selbst verlogen – natürlich lügen auch Medienvertreter - aber: es gibt weder „die Medien“ noch „die Lüge“. Viele wollen in der Presse ihrer Wahl einfach nur lesen, was sie selber für wahr halten.
Und kriegen sie das nicht, schwingen sie gern mal die Moralkeule.
„Du sollst nicht lügen.“
Lügen haben kurze Beine, das lernt jedes Kind. Und es erfährt schnell, dass sich kaum jemand dran stört. Eltern, Lehrer, Politikerinnen, alle lügen. Oft kommen sie damit richtig weit, „langbeinig“ sozusagen.
Menschen lügen. Aus Berechnung, aus Angst oder weil die Wahrheit zu sehr verletzen würde. Wer sagt schon „Du siehst ja heute rasend schlecht aus...“ Lieber ein wenig beschönigen, flunkern. Das ist menschlich. Unmenschlich wird es aber, wenn Lügen schaden.
Und darum geht es in dem Gebot. “Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten“, heißt es wörtlich. Gemeint ist die Falschaussage vor Gericht. Wer als Zeuge lügt, nimmt jemanden den guten Ruf oder gar das Leben. Keiner soll zu Unrecht verdächtigt werden. „Falsch Zeugnis reden.“ Solche Sprüche am Stammtisch - „die Ausländer nehmen uns die Arbeit und die Frauen weg“ - oder manches Schlagzeilengejaule der bunten Blätter „alle Griechen sind korrupt und faul“. Da wird Menschen der gute Ruf genommen. Da fängt sie laut Bibel schon an, die Lüge.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19659
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