SWR3 Gedanken

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„Einigkeit und recht viel Freizeit...“ Nein, im Ernst, woran denken Sie bei dem Wort „Nationalhymne“? An Fußballfans, an Pegidademonstranten in Leipzig? Wer die DDR noch erlebte, denkt eher an „Auferstanden aus Ruinen“. Heute ist der Tag der Hymnen, jedenfalls im Kirchenjahr. Da heißt es „jubilate“, also: lobsingt. Am dritten Sonntag nach Ostern geht es ums Jubeln - über das, was uns geschenkt ist.
„Gott, Du machst fröhlich, was da lebet im Osten wie im Westen.“ (Ps 65) So heißt ein Psalmvers, sozusagen eine Ost-West-Lobeshymne.
Das passt. Denn in diesem Jahr feiern wir 25 Jahre deutsche Einheit. Im Jahr 1949 wurde die Hymne der DDR zum ersten Mal gespielt: „Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt“, heißt es da. Der Text stammt von Johannes R. Becher. Die Melodie ist von Hanns Eisler, dem Brecht-Interpreten aus Leipzig. Aber Becher hat seine Ost-Hymne auch gleich passend für das westliche Deutschlandlied geschrieben. Ob „Einigkeit, Recht und Freiheit“ oder „auferstanden aus Ruinen“, beides passt auf dieselbe Melodie. Als hätte Becher die Einheit vorausgeahnt.
„Gott, Du machst fröhlich, was da lebet im Osten wie im Westen.“ Ja, wir können froh sein, in diesem reichen Land zu leben. In Frieden. In Freiheit. Und ja, ich glaube, wir können und dürfen unser Land teilen, mit Fremden. Sie können Freunde werden. Auch in Leipzig. Das rufen viele Anti-Pegida-Demonstranten auch morgen wieder. Jubilate.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19658
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