SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Wenn Sie irgendwo mal in einem Programmkino den Film "Promises" von B.Z. Goldberg ankündigt sehen, gehen Sie rein. Es geht um sieben Kinder, israelische und palästinensische. Sie wohnen alle in und um Jerusalem und sind dennoch Welten voneinander getrennt. Ein Beispiel: Goldberg interviewt den Sohn einer streng jüdisch-orthodoxen Familie. Shlomo lebt im jüdischen Teil der Jerusalemer Altstadt. Der Kleine spricht so, wie man es ihm beigebracht hat, bei allem, was er sagt, kann man die Eltern heraushören. Dann kommt auf einmal ein kleiner palästinensischer Junge dazu. Das muslimische Viertel ist ganz in der Nähe. Er stellt sich einfach neben Shlomo. Ist ja auch spannend, Kamera, Fernsehen und so… „Kennst du den“, fragt Goldberg den kleinen Israeli, „Nein“, Shlomo schüttelt den Kopf und erzählt weiter. Der kleine Araber bleibt trotzdem stehen und fängt auf einmal an zu rülpsen - so wie das Kinder so machen. Shlomo grinst und rülpst zurück, redet aber weiter. Das geht hin und her, wie auf zwei Ebenen. Auf der einen Seite redet er altklug mit allen Klischees, auf der anderen Seite ist er im spannenden Wettkampf mit dem kleinen Araber: Wer kann besser rülpsen und lauter und länger… Es sind Kinder, die sich nie richtig kennen lernen werden, die ganz normal und turbulent miteinander groß würden, wenn ….wenn nicht der Hass und die Wunden der Großen dazwischen stünden.

Es wird dauern bis sich im Heilig-unheiligen Land in diesem Punkt etwas Entscheidendes ändert. Wir können hier daran wenig ändern, aber der Angst vor dem Fremden können wir auch bei uns begegnen. Multi-Kulti ist für viele Deutsche leider immer noch nur zu ertragen, wenn’s im Fußballtrikot stattfindet. Wir haben noch eine Menge zu tun, um die Atmosphäre zu verbessern, um im übertragenen Sinne Brücken zu bauen.

Ein Text, der mir per e-mail geschickt wurde bringt manches auf den Punkt. Er stammt von Gabriel Laub. Da heißt es:

“Fremde sind Leute, die später gekommen sind als wir: in unser Haus, in unseren Betrieb, in unsere Straße, unsere Stadt, unser Land. 
Die Fremden sind frech: die einen wollen so leben wie wir, die anderen wollen nicht so leben wie wir. Beides ist natürlich widerlich. Alle erheben dabei Ansprüche auf Arbeit, auf Wohnungen und so weiter, als wären sie normale Einheimische. Manche wollen unsere Töchter heiraten und manche wollen sie sogar nicht heiraten, was noch schlimmer ist. Fremdsein ist ein Verbrechen, das man nie wieder gutmachen kann.”   (Gabriel Laub) 

Ziemlich bissig. Aber nicht daneben, leider.

( zum angekündigten Hl.Jahr der Barmherzigkeit)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19621
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