SWR3 Gedanken

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Die Frau spinnt doch! Sowas darf eine Frau doch nicht! Ein Skandal der größten Sorte.
Die Auslöserin der ganzen Aufregung: Teresa von Avila. Vor 500 Jahren geboren, hat sie die damalige Welt aus den Angeln gehoben und ihre kleine Heimatstadt Avila in Spanien in den Skandal gestürzt.
Wie? Diese Frau hat ihren eigenen Kopf und handelt auch noch danach. Teresa schreckt auch nicht vor einer Hausbesetzung zurück. Und das kam so: Teresa will mit vier Freundinnen ein Kloster gründen. Die fünf Frauen wollen in völliger Bedürfnislosigkeit leben, meditieren, arbeiten, nähen, weben. Das klingt ja alles, weiß Gott, sehr harmlos in unseren Ohren. Bloß für die damalige Welt ist das ein handfester Skandal: Frauen ohne männliches Oberhaupt? Das geht gar nicht! Frauenemanzipation war vor 500 Jahren noch Teufelszeug. „Schützt unsere Kinder vor diesen tollwütigen Weibsbildern!“ fordern die Menschen von Avila. Es fliegen Steine gegen die Tür des winzigen Frauenhauses. Teresa aber bleibt gelassen. Sie hat alles gründlich vorbereitet, hat den Segen des Papstes. So zieht die Menge wieder ab. Und mit der Zeit gewöhnen sich die Leute an diese Frauenkommune, die so ganz ohne Männer auskommt.
Nach diesem Muster gründet Teresa nacheinander siebzehn Klöster. Immer ist es eine Hausbesetzung im frühen Morgengrauen, wenn die Menschheit schläft.
Warum wir an Teresa von Avila denken sollten? Weil mutige Frauen und Männer es zu allen Zeiten wert sind. Menschen, die einen Traum haben und dafür kämpfen. Damals wie heute.

 
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