SWR2 Wort zum Tag

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Der heilige Franz von Assisi hat viele Menschen seiner Zeit beeindruckt. Zu den allerersten gehört eine junge Frau aus seiner Heimatstadt: Klara von Assisi. Auch sie will ernst machen mit ihrem Glauben, raus aus der reichen Familie, weg von deren Erwartungen. Sie will z.B. nicht standesgemäß heiraten. Im Alter von 18 Jahren flieht sie zu Franziskus. Der schneidet ihr feierlich die Haare ab und bekleidet sie mit dem groben Bußgewand Sie gelobt Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam. Als ihre Familie sie zurückholen will, zeigt sie ihnen den kahl geschorenen Kopf und macht ihnen so klar, dass es kein Zurück gibt.
Doch so einfach kann sie doch nicht am Leben von Franziskus teilnehmen. Sie und die Schwestern, die sich ihr angeschlossen haben, dürfen nicht ohne Heimat umherziehen und predigen. Sie sollen lieber ein kleines Kloster betreiben und gut versorgt leben. Klara lässt sich auf das Leben an einem festen Ort ein, auf die Armut will sie nicht verzichten. Auch wenn die Kirchenoberen ihr das nicht genehmigen wollen, Klara ist hartnäckig: Immerhin lässt sie sich vom Papst in einem Privileg bestätigen, dass sie von niemandem gezwungen werden darf, Besitz anzunehmen. Im Mittelalter galt das als geradezu revolutionär! Auch mich lässt diese fast paradoxe Vorschrift aufhorchen: dass es ein Privileg sein soll, eine besondere Gunst, keinen Besitz annehmen zu müssen. Klara ist es äußerst ernst mit der Armut. Sie will unter keinen Umständen von Besitz abhängig sein.
Die Klarissen – so heißt ihre Ordensgemeinschaft – gelten noch heute als eine der strengsten Gemeinschaften. In über 1000 Klöstern weltweit beten und arbeiten die Schwestern. Sie wollen in aller Stille für die Anliegen der Kirche, der Welt und der Zeit da sein. Sie leben zwar abgeschieden , fühlen sich aber für das Leben außerhalb ihres Klosters mitverantwortlich. Für Klara ist das Wohl der Stadt Assisi genauso wichtig wie das Wohl der Kirche, sie setzt sich dafür ein, indem sie betet, aber auch indem sie vehement für Veränderungen eintritt und für Verbesserungen streitet.
Klara will immer hören, was Gott will, und dann danach handeln. Das tun sie und ihre Schwestern im Gebet. Sie stellen sich aber auch immer wieder eine Frage. Und diese Frage kann auch mir in meinem Alltag ein Leitfaden sein: „Was dient dem Leben?“


https://www.kirche-im-swr.de/?m=1957
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