SWR4 Abendgedanken

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Haben sie gewusst, dass man für ein böses Gesicht ganze 65 Muskeln anspannen muss? Doch tatsächlich: 65 Muskeln brauchen wir für einen bösen Gesichtsausdruck. Nur zum Vergleich: Zum Lächeln braucht man gerade mal 10 Muskeln.
Jetzt könnte man sagen: Ein böses Gesicht zu ziehen, ist eigentlich viel besser, weil da mehr Muskeln im Einsatz sind und mehr Bewegung tut uns bekanntlich allen gut. Wer viel lächelt, den könnte man daher schon fast als Bewegungsmuffel bezeichnen.
Aber Spaß beiseite. Für mich zeigen diese 65 angespannten Muskeln, wie anstrengend es sein kann, wenn ich auf einem anderen Menschen böse bin. Das kostet einfach unglaublich viel Kraft.
Woran liegt es aber, dass gefühlt doppelt so viele Menschen mit einem verkniffenen oder bösen Gesichtsausdruck herum laufen, als mit einem Lächeln auf den Lippen?
Nur 10 Muskeln werden für ein lächelndes Gesicht gebraucht – das zeigt, dass Lächeln entspannt – im wahrsten Sinne des Worts. Wer lächelt, der lässt etwas los, nimmt Spannung raus.
Jesus Christus hat mal gesagt: „Was siehst du den kleinen Holzsplitter im Auge des anderen, aber den Balken in deinem Auge – den siehst du nicht?“
Wie oft rege ich mich über andere auf, aber wer damit anfängt, kann sich leicht den ganzen Tag versauen. Jesus rät uns, nicht zuerst auf die Fehler der anderen zu sehen.
Daher versuche ich manchmal, mich mit den Augen der anderen zu betrachten: Was sehen die anderen wohl in mir? Und, ganz ehrlich: dann wundere ich mich, dass sie so wenig an mir stört – mich würde da viel mehr an mir stören und aufregen.
Und dann werde ich viel barmherziger mit den Fehlern der anderen. Ich merke: die machen auch nicht mehr falsch als ich, nur eben andere Dinge. Und je mehr ich mich entspanne, desto mehr kann ich lächeln.

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