SWR4 Abendgedanken

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Wissen Sie, wie man seine besten Feinde ärgern kann? Von Oskar Wilde stammt der Tipp: „Vergib stets deinen Feinden, nichts ärgert sie mehr.“
Nun, das Wort „Feind“ finde ich sehr hart, aber es gibt doch immer Menschen, die ich nicht so mag, oder die es immer wieder schaffen, meinen wunden Punkt zu treffen.
Da überlegen ich mir schon einmal wie ich diesen „netten“ Mitbürgern auch mal eine auswischen könnte, sie auch mal ein wenig ärgern könnte.
Und dann kommt dieser irischer Schriftsteller daher und sagt: „Vergib stets deinen Feinden, nichts ärgert sie mehr“!
Aber ich will dem anderen doch gar nicht vergeben. Ich will „Gerechtigkeit“. Vielleicht sogar so etwas wie Rache. Dem anderen soll es auch einmal so ergehen, wie es mir erging.
Oskar Wild zeigt hier einen neuen Weg auf. Statt angestrengt zu überlegen, wie ich den anderen ärgern könnte, soll ich ihm einfach vergeben. Das klingt verrückt – aber es funktioniert! Ich habe es selbst schon ein paarmal erfolgreich ausprobiert!
Oftmals habe ich dann ein Stoßgebet zum Himmel geschickt und Gott gebeten, mir dabei zu helfen, denn es kann sehr schwer sein, jemanden zu vergeben, der mich verletzt hat.
Aber wenn es gelingt, dann staune ich auf einmal, dass ich mich nicht mehr wie ein getretener Hund fühle. Es tut auf einmal gar nicht mehr so weh, was mir der andere angetan hat.
Denn wenn ich verletzt werde, dann fühle ich mich manchmal wieder wie in der Schulzeit, bei einer Klopperei, wenn ich am Boden lag, hilflos und voller Wut.
Aber wenn ich dem anderen vergebe – mit Gottes Hilfe – dann fühle ich mich, als wenn ich vom Boden aufstehe. Jetzt bin ich nicht mehr hilflos.
Ob sich der andere darüber ärgert? Ich weiß es nicht. Aber es ist mir in diesem Moment auch völlig egal.

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