SWR2 Wort zum Tag

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Etwas schnoddrig nennt man ihn den „Rostheiligen“. Ich meine den heiligen Laurentius, dessen Gedenktag wir heute feiern. Die Statuen des heiligen Laurentius erkennt man oft an einem Grillrost, den er bei sich hat, daher auch der Name. Die Legende erzählt, dass Laurentius auf dem Rost über einem Feuer hingerichtet worden sei. Dabei soll er seinen Humor behalten haben: Er fordert den Henkersknecht auf, „ihn zu wenden, der Braten sei auf der einen Seite schon gar“. Und als ob das nicht schon makaber genug wäre, wurde Laurentius auch noch zum Patron der Köche, also all jener, die normalerweise neben dem Rost stehen. Die Köche sind nicht die einzigen. Auch andere haben sich diesen Heiligen ausgewählt: Bierbrauer, Wäscherinnen, Büglerinnen, Glasbrenner und auch die Feuerwehr. Allen ist gemeinsam, dass sie mit Hitze zu tun haben, dass sie vor Verbrennungen geschützt sein wollen. Und dafür haben sie sich einen kompetenten Schutzpatron besorgt. Übrigens: nicht nur Berufsgruppen haben sich ihre eigenen Heiligen ausgeguckt, auch für Krankheiten und Lebenssituationen gibt es speziell zuständige Patrone. Für manche Menschen sind Heilige wichtiger als Gott selbst, aber eine solche Heiligenverehrung ist nichts für mich. Ich kann nur zu Gott beten! Dennoch habe ich Verständnis dafür, dass sich Menschen eine Art Anwalt für ihren Spezialbereich suchen. Gott kann ja auch nicht auf allen Gebieten Spezialist sein. Meine Berufsgruppe, die der Pastoralreferenten ist noch zu jung, als dass sie einen eigenen Patron vorweisen könnte oder gar einen Märtyrer, aber Laurentius wäre nicht die schlechteste Wahl, Pastoralrefenten packen schließlich auch das ein oder andere heiße Eisen an oder erleben brenzlige Situationen. Viel interessanter bei Laurentius finde ich aber seinen Einsatz für die Menschen: Laurentius war Diakon in Rom und hat das kirchliche Vermögen verwaltet. Nachdem der Papst und viele Leute der römischen Gemeinde verhaftet worden sind, hatte es der Kaiser auf die Schätze der Kirche abgesehen. Laurentius verschenkte diese aber an die Armen und präsentierte dann die Armen als wahre Schätze der Kirche. Man könnte auch sagen: er hat in Menschen „investiert“. Das ist etwas, das mir nicht nur in meinem Beruf wichtig ist: in Menschen zu investieren, meistens dadurch, dass ich Zeit mit ihnen verbringe, dass ich Jugendliche ihre Ideen entwickeln lasse und ihnen bei der Umsetzung helfe. Das sich Menschen einbringen und für andere engagieren, das ist auch heute noch ein wahrer Schatz.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1956
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