Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Jetzt hänge ich den Zettel wieder ab. „Du bist schön!“ steht drauf. Das war das Motto der diesjährigen Fastenaktion. Die Evangelische Kirche hat sich das ausgedacht.
„Du bist schön!“ Meine Frau hat den Zettel an den Spiegel im Bad geklebt. Sieben Wochen lang hing er da. Und immer, wenn ich in den Spiegel geguckt habe, habe ich gedacht: „Naja!“
„Du bist schön!“ Normalerweise hat es die evangelische Kirche nicht so mit der Schönheit. Da zählen ja eher die inneren Werte. Wie zum Beispiel: demütig arbeiten. Sich selbst nicht so wichtig nehmen.
Das ist auch alles richtig. Aber das andere eben auch.
„Du bist schön!“ Aber nicht weil du Glück gehabt hast mit deinen Genen. Und auch nicht, weil du jeden Tag diszipliniert bist. Weil du wenig ißt und viel Sport machst.
„Du bist schön!“ Weil du geliebt wirst. Schönheit und Liebe hängen zusammen. Das steht schon in der Bibel. Da gibt es ein ganzes Lied, das davon handelt.
„Alles an dir ist schön, meine Freundin“, heißt es da, „kein Makel haftet dir an. Komm doch mit mir, meine Braut!“ (Sol 4:7-8)
Die Braut ist schön – zumindest für den Bräutigam. Sie ist schön, weil er sie mit den Augen der Liebe anschaut. Durch die rosarote Brille sozusagen. Sie kennen das vielleicht. Man sagt ja, Schönheit liegt im Auge des Betrachters.
Das sieht man besonders an Eltern. Es tut mir ja leid für Sie, aber dass meine Kinder die schönsten sind, das ist für mich sonnenklar. Da kann ich nichts dran machen.
Meine Liebe zu meinen Kindern macht sie schön. Und das geht Ihnen mit ihren Kindern bestimmt genauso.
„Du bist schön!“ Man könnte genauso auch sagen: Du bist geliebt. Die Braut von ihrem Bräutigam, die Kinder von ihren Eltern. Und wir alle von Gott. Das glauben wir Christen. In Gottes Augen ist jeder Mensch so schön wie das Kind für die Eltern.
Vielleicht lasse den Zettel doch noch hängen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19551
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