SWR3 Gedanken

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Oh nein. Alles Informatiker. Was mach ich denn jetzt? Verunsichert stehe ich auf der Geburtstagsparty einer Freundin und fühle mich extrem fehl am Platz. Alles Informatiker und Naturwissenschaftler, die sich über Zahlen, Berechnungen und physikalische Phänomene unterhalten. Ich verstehe nicht mal die Hälfte. Beängstigend! „Weg hier, aber schnell. Die merken nicht, wenn du einfach gehst. Du gehörst hier nicht dazu“ warnt mein Fluchtinstinkt. „Jetzt probier`s halt. Du musst dich auch mal auf was Neues einlassen, das klappt schon“ mahnt mein Kampfgeist. Und ich höre auf den Kampfgeist. Vorsichtig beobachte ich vom Rand aus die mir völlig fremden Menschen mit ihrer seltsamen Zahlensprache. Und schon nach ein paar Minuten wirken sie gar nicht mehr so bedrohlich. Eigentlich sogar ganz nett. Schneller als gedacht sind wir in ein Gespräch vertieft. Und ich stelle fest, dass diese „Zahlenmenschen“ wirklich sehr nett sind. Wir beginnen uns gegenseitig auszufragen und stellen fest, dass die fremde Welt des Andern ziemlich interessant und bereichernd ist. Es wird ein wirklich lustiger Abend und ich fühle mich immer wohler zwischen diesen Menschen, die zwar irgendwie anders sind, aber jetzt in einem positiven Sinn.

Auf dem Heimweg kommt mir der politische Dauerbrenner in den Sinn: Die Integration von Migranten. Die Frage wie wir es hinbekommen, dass sich fremde Menschen annähern können und verstehen lernen. Denn zu oft haben die Menschen Angst vor dem Neuen, dem Fremden. Und ich kann sie verstehen. Beide Seiten. Bei mir war es nur ein einziger Abend. Bei den Migranten sind es Jahre oder sogar das ganze Leben. Trotzdem glaube ich, dass das, was im Kleinen funktioniert auch im Großen gelingen kann. Das Gefühl, in eine fremde Welt einzutauchen und plötzlich festzustellen, dass man doch dazugehören kann, ist einfach toll. Und dieses Gefühl wünsche ich jedem.

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