SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Wenn etwas ganz schön ist, dann habe ich manchmal Angst. Angst es zu verlieren.
Ich denke das ist normal. Nur wenn die Angst zu groß wird, wenn sie einen gefangen hält, dann wird sie zum Problem. Dieses Problem kannte wohl auch Papst Johannes der XXIII., denn Angst ist das Thema des neunten seiner Zehn Gebote der Gelassenheit.
„Nur für heute werde ich keine Angst haben,“ heißt es darin. „Ganz besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem zu freuen, was schön ist. Und ich werde an die Güte glauben.“
Sich freuen ohne die Angst etwas zu verlieren. Das ist eine wunderbar hemmungslose Freude. Eine freie, fast kindliche Freude. Nicht daran denken, dass dieses Gefühl bald schon wieder vorbei ist. Nicht daran denken, dass das Schöne vergeht. Sondern ganz da sein, ganz im Moment sein, ganz in der Freude. Das ist schon eine Kunst.
Ich hab mich gefragt, warum der Papst an dieser Stelle, im Zusammenhang mit der Angst, von der Güte spricht. Und mir ist klar geworden, dass es nichts nützt, wenn man sich nur vornimmt keine Angst zu haben. Sondern dass ich diesen Vorsatz füllen muss. Und eine der Möglichkeiten diesen Vorsatz zu füllen ist die Vorstellung von Güte.
Wenn ich versuche daran zu glauben, dass alles gut werden kann, auch wenn es das immer wieder nicht ist. Wenn ich mir vor Augen halte, dass es auch gutmütige Menschen gibt, trotz all denen die mir nicht so (gut) gewogen sind. Wenn ich an die Menschen denke, die mir gut sind und mir Gutes tun wollen, wenn ich mir vorstelle, dass diese Menschen einen unsichtbaren Kreis um mich bilden, in dem ich geborgen bin, in dem ich gehalten bin, dann kann das meine Angst lindern. Und mich nach und nach vielleicht auch ein wenig gelassener machen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1949
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