SWR2 Wort zum Tag

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Haben Sie ihn schon entdeckt? Den Aprilscherz in Ihrer Zeitung? Oder haben Sie sich heute zum 1. April sogar schon selbst einen Scherz mit jemandem erlaubt?

Vielleicht gehören Sie aber auch eher zu den Menschen, die weniger Spaß an so etwas haben. Und sich fragen, warum ich nun auch noch in einer kirchlichen Sendung darüber rede. 

In der Tat: der Brauch, am 1. April die Leichtgläubigkeit anderer Menschen auszunutzen, um sie ein bisschen auf die Schippe zu nehmen, hat keinen kirchlichen Hintergrund. Überhaupt ist der Ursprung des Aprilscherzes weitgehend unbekannt. Und natürlich ist es nicht christlich, den Brauch zu nutzen, um anderen übel mitzuspielen.

Aber ich finde, so erstaunlich es klingt: Ein netter, richtig guter Aprilscherz hat durchaus etwas mit dem christlichen Menschenbild zu tun.

„Haltet euch nicht selbst für klug“, schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinde in Rom (Römer 12,16b). Ein Ratschlag, der auch im Alten Testament immer wieder zu lesen ist. Für mich bedeutet das: Denkt daran, dass ihr Fehler machen könnt – und seid bereit, das auch einzugestehen. Und letztlich heißt es auch: Nehmt euch selbst nicht so wichtig. 

Wer auf nette Weise in den April geschickt wird, kann im besten Falle am Ende über sich selbst und die eigene Gutgläubigkeit lachen. Das ist manchmal nicht so einfach. Ich erinnere mich noch gut, als ich als Kind mit dem Eimer vor Nachbars Haus stand und sagte, ich wollte etwas von der Limonade ausschöpfen, die den Keller überschwemmt habe. Die Nachbarn wunderten sich – und lachten dann. Die verrückte Geschichte hatte mir meine Mutter erzählt. Im ersten Moment war ich wirklich ärgerlich, dass sie mich in so eine peinliche Situation gebracht hatte. Erst später konnte ich auch schmunzeln. Ein Lernprozess.

„Haltet euch nicht selbst für klug“. Leider ist es so, dass gerade Religionen dazu verführen können, die eigenen Ansichten für unfehlbar zu halten. Und Religionen können auch manchmal dazu beitragen, dass Menschen eher schlecht über sich selbst lachen können. 

Umso wichtiger finde ich es, mich immer wieder an den Rat von Paulus zu erinnern und zu üben, über mich selbst zu lachen. Wenn ein guter Aprilscherz mir dabei hilft, dann freue ich mich darüber. Und bin gespannt, was mich bis heute Abend noch so erwartet.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19474
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