Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Unfälle passieren, Flugzeuge stürzen ab, Menschen sterben. Jeden Tag. Auch vorgestern.
Und doch war der Absturz der Germanwings, der 150 Menschen in den Tod gerissen hat, anders als alle anderen. Der Flug war so alltäglich, das Flugzeug so sicher, zu sicher, um einfach vom Himmel fallen zu können. Aber es ist vom Himmel gefallen. Und viele denken:  es hätte auch mich treffen können. Warum hat es mich bisher nicht getroffen?
Worauf kann ich jetzt noch vertrauen, wenn das Sichere nicht mehr sicher ist?

Wahrscheinlich wird es menschliches Versagen gewesen sein. Vielleicht hat auch-  was Gott verhüten möge- jemand Böses gewollt. Doch keine Strafe der Welt wird die Toten wieder lebendig machen.  Wir werden damit leben müssen. Aber wie?

Wir können uns auf die Seite der Opfer stellen. Wir können die Nähe zu ihnen wagen. Unsere Hilfe anbieten, für sie beten.

Mich hat berührt,  mit wieviel Feingefühl  Flughafenbetreuer, Seelsorger und Psychologen die Hinterbliebenen von den Medien abgeschirmt und für sie einen Schutz- Raum der Trauer geschaffen haben. 

Dass Staatsoberhäupter von Spanien, Frankreich und Deutschland ihr Mitgefühl ausgesprochen haben, dass sie dies in großer Einigkeit getan haben, finde ich ein gutes Zeichen europäischer Freundschaft. Ich hätte mir nur gewünscht, der Kreis der Angesprochenen wäre größer gewesen. 

Denn natürlich gilt auch denen unser Mitgefühl, die auf andere tragische Weise einen lieben Menschen verloren haben. Durch einen Verkehrsunfall, durch einen Kunstfehler im Krankenhaus, durch einen Arbeitsunfall. Menschen, deren Schmerz nicht minder groß war als der Schmerz der Hinterbliebenen der Flugkatastrophe heute.

Die Geschichte Jesu endete auch in einer Katastrophe, dem Tod am Kreuz. Aber die Katastrophe war zugleich der Anfang eines neuen Lebens. Vielleicht vermag diese Katastrophe, dass wir uns wohl um Sicherheit bemühen, aber nicht mehr an sie glauben. Wie das sein könnte, hat Hans Dieter Hüsch so formuliert:

Wir alle sind in Gottes Hand,
ein jeder Mensch in jedem Land.
Wir kommen und wir gehen,
wir singen und wir grüßen,
wir weinen und wir lachen,
wir beten und wir büßen,
Gott will uns fröhlich machen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19451
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