SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Heute abend darf ich in Paris singen – in der neuen Philharmonie dort.
Ein Konzert-Gebäude, so berühmt wie die ElbPhilharmonie in Hamburg –
aber eben schon fertig, seit ein paar Wochen.
Musiker sind begeistert von ihrem Klang und der Akustik;
ich bin sehr gespannt.

Wobei: ich bin ja nur ein Sänger in einem ziemlich großen Chor –
mit uns musiziert das Philharmonische Orchester Luxemburg
und eine große zusätzliche Schlagzeug?Truppe.
Wir spielen und singen die Carmina Burana von Carl Orff.
Der hat da Lieder und Texte aus dem späten Mittelalter verarbeitet,
gesammelt im Kloster Beuron an der oberen Donau.
Sie kennen bestimmt den Eingangschor, das große „O Fortuna“,
eine Hymne an das Schicksal oder an das Glück…
Alles andere als fromme Stücke, übrigens, kommen dann danach.
Sie ziehen Mönche und Bauern und ihr Treiben durch den Kakao –
oder vielmehr durch Wein und Bier-Arien.
Es geht um Sex und Suff – ziemlich derb.
Als Kirchenmann zucke ich manchmal zusammen… trotzdem ein großer Spaß.

Besonders wichtig ist mir an dem Projekt, dass es richtig europäisch ist,
über mehrere und verschiedenartige Grenzen hinweg.
Das Profi-Orchester spielt zusammen mit Nachwuchs-Musikern
aus den Luxemburger Musikschulen.
Im Chor singen Frauen und Männer aus dem französischen Lothringen,
aus Luxemburg und aus der deutschen Grenzregion mit.
Und auch viele junge Sängerinnen und Sänger sind dabei –
da überschreiten und überbrücken wir also auch Generationen-Grenzen.

Und die neue Pariser Philharmonie soll auch zusammenführen –
Leute, die immer schon in Konzerte gehen, einerseits;
und Menschen, denen so etwas bisher eher fremd gewesen ist.
Deswegen steht sie weit weg von der City, in einem früheren Problemviertel.

Wir dürfen also ein bisschen zur Integration beitragen heute Abend:
in der französischen Hauptstadt mit all ihren Schwierigkeiten,
und in unserer europäischen Grenzregion.
O Fortuna! welch ein Glück.
Und welch ein Pech: der KonzertAbend ist lange ausverkauft…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19447
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