SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Wenn du mit deinem JahresTicket in Trier ankommst
und in der Stadt weiterfahren willst: Kein Problem.
Löst du ein Kinderticket für einsdreißig –
und das reicht legal bis in die Hunsrück-Höhen.

Ach gut zu wissen – aber letztes Mal bin ich einfach so gefahren;
und vorletztes Mal hat sogar der Fahrer gesagt: geht auch ohne Nachzahlen…
Na gut, kann ja sein, dass ich da schwarz gefahren bin oder grau -
aber kommt‘s denn dadrauf an? Und Samstag abends –
da kommt ja sowieso kein Kontrolleur!?

Dieses „trifft ja keinen Armen“ und „Hauptsache nicht erwischt“ –
das macht im Grunde ja schon klar, dass irgendwas ein bisschen schräg läuft.
Da bleibt ein Gefühl von Unsicherheit zurück und
ist ja noch mal gut gegangen – und eine innere Stimme, die sagt:
Eigentlich sollte es anders laufen.
Manchmal ist es schwer, die zu übertönen und sich zu vertrösten
mit Sprüchen und kleinen schrägen Entschuldigungen.

Ich glaube, die kleinen Regelverstöße oder Mini-Überschreitungen:
die sind noch erträglich; jede einzelne für sich genommen.
Aber es sind eben doch auch kleine Schritte in eine gefährliche Landschaft;
eine unübersichtliche Gegend ohne Regeln und Anstand und Vertrauen.

Letzte Woche: Flohmarkt in einer Förderschule hier in der Gegend.
Wertvolle Sachen im Angebot und auch mancher Ramsch –
wie das eben so ist bei solchen Märkten.
Ein Kunde hat sich für ein paar Altertümer entschieden –
mit vierzig Euro wäre er dabei (billig billig übrigens);
angeblich muss er eben Geld aus dem Auto holen
und darf doch sicher die schweren Teile schon mal mitnehmen?
… und verschwunden ist er.
Nur ein kleiner Verlust – der Flohmarkt hat ganz gut was eingebracht,
einen netten Gewinn für die Schüler mit Behinderungen.

Und trotzdem…
Sie, Herr Dieb, wenn Sie das hier gerade hören:  War das nötig?
Gerne können Sie mir die vierzig Euro rüberschicken – ich geb das weiter.
Und Sie würden das Vertrauen wieder herstellen –
und unseren Glauben an das Gute im Menschen!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19445
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