SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Oft sind es sind die ganz kleinen Worte, die ein Gespräch lenken, Verständigung verschließen oder eröffnen können.
Im Hebräischen -  in Sprache der Bibel, die Jesus gesprochen hat – gibt es einen Buchstaben, „waw“ heißt der. Der kann zweierlei bedeuten,
und steht tausendfach zu Beginn eines Satzes.
Er bestimmt die Aussagerichtung. Dieser Buchstabe kann „Und“ und er kann „Aber“ bedeuten.
Je nachdem, was ausgesagt werden soll.
Soll etwas verbunden werden – daneben gestellt werden,
oder soll ein Unterschied, ein Gegensatz markiert und betont werden.

Mir fällt auf:
Wenn kleine Kinder erzählen,
dann ist ihr Erzählen oft durch eine nicht endende Reihe von UNDs verbunden:
„und dann haben wir das und das gemacht, und dann hat der das gesagt und dann sind wir dahin gegangen...“  – und so weiter.

Ganz anders bei Erwachsenen.
Ich bemerke bei mir selber immer stärker, wie oft ich einen Satz mit ABER beginne.
Einfach so – dahingesagt. Ganz beiläufig. Im Grunde ohne einen Gegensatz ausdrücken zu wollen.
Eine richtige Aber-Inflation ist das.
„Aber jetzt gehe ich erst einmal einen Kaffee trinken...
„Aber jetzt  rufe ich daheim an...“  und so weiter. 

Kann es sein, dass diese meine Aber-Inflation ein Grundmuster widerspiegelt. Dauersignal: Vorbehalte anmelden, Differenz betonen, Eigensinn artikulieren.

Manchmal erschrecke ich darüber.
Denn Widerspruch und Differenz äußern  – so wichtig das sein kann - in aller Regel trennen sie erst einmal. Sie unter-scheiden. Sie ver-binden nicht. Und dabei geht es nicht nur um so dahingesagte Alltäglichkeiten.

In der Partnerschaft, im Gespräch mit Kollegen – wenn es um politische Ansichten geht, immer wieder ertappe ich mich bei einem unnötigen Aber - wo ein Und hilfreich wäre, und so etwas wie einen anderen Aspekt, eine zweite, neue Perspektive einbringen könnte, – ohne deshalb gleich einen Gegensatz zu markieren. Wo vielleicht nicht einmal einer ist.

Manche unnötigen Abers können verheerend wirken. Auch in der Bibelübersetzung. Wie oft heißt es: Jesus aber antwortete – wo ein Und den Sinn viel besser trifft.

Ich denke auch an die Bergpredigt. Wo Jesus immer und immer wieder mit „Ich aber sage euch“ anhebt. Dabei wäre „und ich sage euch“ genau so treffend.

Wie viele unnötige Trennungen hat dieses Aber heraufbeschworen. Da die Juden - hier die Christen. Auch darum – versuche ich meine Aber bewusst  zu hören, zu prüfen und zu reduzieren. Soviel habe ich schon entdeckt: das UND im Gespräch führt weiter.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19429
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