SWR2 Wort zum Tag

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Kennen Sie Marsmenschen?

Seit mehr als 100 Jahren geistern sie in der Phantasie herum. In Filmen und Romanen. Manchmal als hochzivilisierte Menschen – manchmal wie grasgrüne  Komikfiguren.

Nun soll es Marsmenschen per Auswanderung auf den Mars geben.
Die niederländische Stiftung „Mars One“ will in zehn Jahren die ersten 40 Auswanderer auf den Mars schicken. Ein Kandidat unter den letzten 100 ist Gunnar Prehl, 41 Jahre alt. Ihn zog es vor elf Jahren aus Dresden nach Australien.

Nun will er noch einmal umziehen – von der Erde auf den Mars.

Egal, ob jemals genug Gelder und technische Mittel dafür da sind, egal, ob es je dazu kommt. Mir ist diese Vorstellung fremd. Ja, sie irritiert mich.

Ich gebe zu. Ich bin nicht gerade reisefreudig. Ich bin alles andere als ein Globetrotter. Die Erde vom Weltraum aus – da freue ich mich an schönen Bildern von der ISS. Doch ich selber muss da nicht hoch.

 Die Erde verlassen – umziehen auf einen anderen Planeten? Warum? Aus Unbehagen? Aus Müdigkeit? Aus Neugier? Aus Begeisterung für die Technik und ihre Möglichkeiten?

Ich spüre: Der Wunsch von der Erde auszuwandern widerspricht meinem Selbstverständnis als Mensch. Für mich ist der Mensch ein irdisches Wesen.
Und irdisch sein heißt für mich:
aus Erde erschaffen sein – von der Erde leben  - und wieder zu Erde werden.

Für mich gehört dazu auch der Auftrag Gottes, diese Erde in ihrer Schönheit zu gestalten und zu erhalten. 

Die Erde verlassen  - ist dieser angedachte Umzug auf den unwirtlichen Roten Planeten vielleicht auch so etwas wie ein Ausweichen vor diesem Auftrag?
Oder ein Indiz dafür, dass Menschen der Moderne in diesen Zeiten immer wieder den Boden unter den Füßen verlieren?

Dietrich Bonhoeffer hat diese Vermutung in einer Vorlesung im Winter 1932/33 so ausgedrückt: Weil wir Menschen der Moderne oft, „die Welt nicht als Gottes Schöpfung kennen“ und den Auftrag, sie zu gestalten „nicht von Gott her empfangen“, weil wir die Beherrschung der Natur „selbst an uns reißen „ ... ,„darum verlieren wir den Boden, darum ist die Erde nicht mehr unsere Erde, darum werden wir erdfremd.“ (Schöpfung und Fall – München, München, 1937, S.45)
Könnte sein – dass es damit zusammenhängt.

Ich weiß nicht, was Marsreisewillige wie Gunnar Prehl im Innersten bewegt. Ich finde: Es gibt genug Gründe, den Auftrag Gottes anzunehmen – und dieser Erde treu zu sein.
Denn ist die Erde nicht voller wunderbarer Lebensmöglichkeiten?
Im beginnenden Frühjahr sind sie kaum zu übersehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19428
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