SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Ich danke dir, Herr, dass ich wunderbar gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, das erkennt meine Seele!“ So betet ein Mann in den Psalmen der Bibel (Ps 139).
Wie schön, wenn man so von sich denken kann! Aber es gibt Situationen, da fällt mir das nicht leicht. Dann bin ich immer froh, dass ich einen Bauchnabel habe.
Er erinnert mich daran, dass ich wunderbar gemacht bin. Dass Gott eben zu jedem Menschen sagt: Du bist wunderbar. Einfach toll! Ein ganz tolles Exemplar von Mensch! “Es ist sehr gut!“ hat Gott ja selber gesagt. So steht es in der biblischen Schöpfungsgeschichte.
Damit ich mich immer wieder daran erinnere, hat mir irgendwer mal die Geschichte vom Bauchnabel erzählt: Gott hat die Menschen gemacht. Und als alle fertig waren, sind sie auf einem Förderband an ihm vorbeigefahren. Und jedes mal, wenn Gott richtig zufrieden war mit einem Exemplar, das er gemacht hatte, da hat er ihn angestupst und gesagt: Wunderbar. Und dieser Stups hat einen Abdruck hinterlassen, genauer gesagt eine Delle: den Bauchnabel.
Natürlich weiß ich, dass diese Geschichte so nicht stimmt. Aber mit ihr kann ich mir das “wunderbar gemacht“ besser merken. Gerade dann, wenn ich mit mir selbst unzufrieden bin und wieder einmal denke, dass ich mein Idealgewicht wohl nie erreichen werde. Oder wenn ich mich darüber ärgere, dass ich einfach nicht singen kann, dass mir die Gabe fehlt, den richtigen Ton zu treffen und ein Lied anstimmen. In solchen Situationen fühle ich nach meinem Bauchnabel, grinse und denke: Na, trotz allem bist du doch wunderbar gemacht.
Ich brauche solche Hilfsmittel, weil ich immer wieder mit mir unzufrieden bin. Und es gibt einfach Tage, an denen ich selbst es mir nicht recht machen kann. Dann bin ich missmutig und habe schlechte Laune. Dann brauche ich eine Aufmunterung, etwas Tröstendes, Hoffnungsvolles. Die Gewissheit, dass ich gut bin so wie ich bin.
Also fühle ich nach meinem Bauchnabel und freue mich über diese Delle und sage: „Ich danke dir, Herr, dass ich wunderbar gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.“

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