Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Autofahren war im Rhein-Main-Gebiet in den letzten Wochen ja oft eine ganz schöne Nervensache. Die Sperrung der Schiersteiner Brücke hat ein unglaubliches Verkehrschaos verursacht. Ich wohne in Mainz mit Blick auf Rheinallee und Theodor-Heuss-Brücke. An manchem Morgen konnte ich kaum glauben, wie die Autos da standen und standen. Nichts ging mehr. Stundenlang mussten die Leute im Stau warten. 

Sie taten mir leid, aber ich hab mich auch gefragt: Muss das wirklich sein, dass so viele Leute morgens allein in ihrem Auto zur Arbeit fahren? Können wir uns nicht neue Wege der Mobilität einfallen lassen? Noch viel mehr Fahrgemeinschaften, viel mehr Strecken, die wir mit dem Rad oder mit der Bahn zurücklegen? Ehrlich gesagt: Manchem Autofahrer, den ich im Interview gesehn hab, hätt ich am liebsten erzählt: Ich fahre morgens von Mainz-Kastel aus mit dem Zug in 25 Minuten zum Frankfurter Hauptbahnhof. Und kann dabei noch meine Zeitung lesen. Natürlich, ich weiß: Das passt nicht für jeden. Aber klar ist doch auch: Für die meisten Menschen wären Veränderungen in ihrer Mobilität möglich. Und die würden nicht nur den Verkehr entlasten. Sondern auch jedem Einzelnen gut tun. 

Wie kann ich anders unterwegs sein, wie kann ich etwas verändern in meiner Mobilität? Seit letztem Sonntag probieren das rund 1500 Menschen ganz bewusst aus. Am 1. März hat das „Autofasten“ wieder begonnen, das ist eine Aktion der Kirchen im Südwesten Deutschlands und in Luxemburg, evangelisch und katholisch. Umweltverbände und Verkehrsunternehmen unterstützen es, zum Beispiel der RNN und der RMV, von denen gibt es Schnuppertickets. 

Mit weniger Auto auskommen: Natürlich kostet das zusätzliche Organisation und Überwindung. Aber viele, die in den letzten Jahren mitgemacht haben, haben festgestellt: In der Bahn waren sie, auch wenn’s mal Verspätung gab, längst nicht so gestresst wie im Stau. Zu Fuß konnten sie einen Weg ganz anders wahrnehmen als im Auto. Und Fahrradfahren, das hat fit gemacht fürs Frühjahr. Und natürlich tut Autofasten nicht nur dem Einzelnen gut, sondern allen Menschen und noch dazu dem Klima: Jedes Auto, das stehenbleibt, sorgt für weniger Verkehr, weniger Lärm, weniger Abgase. Ich jedenfalls freue mich, wenn es vor meiner Haustür auf der Straße und der Brücke mal wieder etwas leiser und entspannter zugeht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19350
weiterlesen...