Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Mir begegnen immer wieder Menschen – außerhalb und innerhalb der Kirche -, die sagen: Religion ist Privatsache. Und Kirchenleute sollten sich aus der Politik raushalten. Sie sollen beten, aber bitte nicht zu politisch werden. Ich bin da ganz anderer Meinung. Und deshalb gefällt mir der Tag heute auch besonders gut. Weltgebetstag der Frauen ist heute. Und wer jetzt denkt: Na schön, da treffen sich halt ein paar alte Frauen in der Kirche, falten die Hände und ziehen sich fromm zurück von der Welt, der irrt. Beim Weltgebetstag der Frauen ist die Welt mitten drin beim Beten. Und es geht politisch zu. Seit hundert Jahren gibt es diesen Tag schon, und traditionell wird bei ihm nicht nur gebetet, sondern auch informiert: Es geht um das Leben von Frauen in einem bestimmten Land auf der Welt.

Dieses Jahr haben zum Beispiel Frauen von den Bahamas Texte und Lieder vorbereitet.  Bahamas: Da denken viele vermutlich erst mal an Traumstrände, Korallenriffe, Lebensfreude. Aber natürlich gibt es auch dort Schattenseiten, die Bahamas haben mit sozialen Problemen zu kämpfen: extreme Abhängigkeit vom Ausland, Arbeitslosigkeit und eine erschreckend hohe Gewalt gegen Frauen und Kinder. Um diese Sonnen- und Schattenseiten geht es in den vielen ökumenischen Gottesdiensten, die heute rund um den Erdball gefeiert werden. Übrigens sind dazu nicht nur Frauen eingeladen, sondern auch Männer.

Es sind Gottesdienste heute am Weltgebetstag, in denen Politik und Gebet ganz eng zusammen gehören. Und das hat ja auch gute biblische Tradition. Schon die Propheten der Bibel vor zweieinhalb tausend Jahren haben gemahnt: Eure Gottesdienste nützen gar nichts, wenn bei euch Ungerechtigkeit herrscht. Und Jesus hat einmal gesagt: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! ins Himmelreich kommen, sondern die den Willen meines Vaters im Himmel tun.“ (Mt 7, 21) Ums Tun geht es also. Und das steckt auch im Motto des Weltgebetstags: Informiert beten - betend handeln, heißt es. Wer beim Beten gut informiert wird, für den ergibt sich fast automatisch auch: Ich muss etwas tun, mich einsetzen für eine bessere Welt. Auf den Bahamas und anderswo.

Glauben kann deswegen nie nur privat sein. Er muss öffentlich und politisch werden. Weil er sich engagieren will fürs Himmelreich und für eine bessere Welt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19349
weiterlesen...