SWR2 Wort zum Tag

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„Du bist schön - 7 Wochen ohne runtermachen?“ So heißt das Motto, unter das die evangelische Kirche ihre diesjährige Fastenaktion gestellt hat. Vielleicht haben Sie es schon gehört und sich auch ein bisschen gewundert. Aber je mehr ich mich drauf einlasse, umso schöner finde ich es. Und anspruchsvoller.
„Du bist schön -7 Wochen ohne runtermachen.“
Denn sich selbst und andere „runterzumachen.“ Das passiert Menschen mit einer kritischen Wahrnehmung häufiger. Mir und Ihnen vermutlich auch.
Es beginnt beim Umgang mit mir selbst und die anderen trifft es auch. Wie oft verbinde ich auch freundliche Wahrnehmung sofort mit einem negativen ‚aber‘. Ja, ja, Du bist schon ganz oK. Aber da, eine Problemzone. Und dort hättest Du besser sein müssen.
„Du bist gut, Du bist schön“? Können Sie so zu sich sagen? Mit all den Lebensspuren, die Sie an sich tragen. Die nicht nur schön, sondern auch schmerzlich sind. Ja, zu dem, der ich geworden bin, trotz der Spuren und „Sünden“ der Vergangenheit.
Denn das meint für mich: „Du bist schön“ im tiefen Sinn.
Es bezieht sich nicht auf offensichtliche Schönheit.
„Du bist schön“, in einem tieferen Sinn, das meint mich und die anderen ganz.
Das Außen und das Innen. Wer ich je immer gewesen bin und geworden bin. Und da ist ja vieles nicht schön, was ich an und in mir sehe.
Eine Fotografin hat mir gesagt: Es gibt eine Schönheit des Ungeschönten. Und der will sie auf die Spur kommen. Und sie entdeckt diese Schönheit des Ungeschönten immer erst dann, wenn sie eine Beziehung aufbaut, zum Gegenüber.
Mich erinnert das an eine „Eigenschaft“ Gottes, die für mein christliches Gottesbild ganz wichtig ist: Gott sieht uns Menschen nackt und wahr und zugleich liebevoll und gnädig. Gott liebt wie ein Vater und eine Mutter. Und mit dem Blick der Liebe werden auch ungeschönte Menschen schön.
„Du bist schön - 7 Wochen ohne runtermachen.“
Es hat etwas, wenn es Ihnen und mir gelingt, diese herzliche Wahrnehmung ins Zusammenleben zu ziehen.
„Ohne runtermachen“ ist dabei so was wie der Mindestlohn herzlicher Wahrnehmung.
Gut wird das Leben erst dann, wenn man sich das „Du bist schön!“ gönnt.
Nicht runtermachen, dafür reicht es, wenn man sich das „aber“ verkneift.
Aber das ist nur Mindestlohn. „Du bist schön“, das muss man sagen, damit es ankommt. Auch mir selbst, vielleicht durch ein Zunicken. Für andere möchte ich den Mund aufmachen. Und wie gesagt. „Du bist schön“, damit rückt man jemand, den man ungeschönt sieht, in ein neues Licht. Ein liebevolles. Äußerlich schön, braucht er oder sie nicht sein. Liebe macht schön.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19347
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