SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Ein guter Freund und Kollege – also Protestant und Mann wie ich - hat zu seinen Lebzeiten öfter gesagt: „Man kann das ‚Katholischsein‘ doch nicht den Römisch-Katholischen überlassen.“
Er hat das immer scherzhaft gesagt, und ernst gemeint.
Und mit seinem Bonmot daran erinnert:
Natürlich bin ich als Christenmensch, vor allem als evangelischer, zuerst einmal „Individuum“. Unterwegs als Glaubender, mal mehr, mal weniger meiner selbst und der christlichen Sache gewiss. Immer zuerst persönlich verantwortlich, für das was ich tue oder lasse.
Aber nur „Ich“, reicht auch für Protestanten nicht. Das wäre Selbst-genügsamkeit, bei der man nur austrocknen kann. Ich bin als Glaubender immer auch Teil einer großen Gemeinschaft.
Mein Glaube verbindet mich zum einen mit denen vor mir, die nicht mehr leben. Und ich bin zum anderen Teil der gegenwärtig weltweiten Christenheit. „Katholisch“ eben.
Denn das bedeutet das alte Wort aus dem Apostolischen Glaubensbekenntnis: ‚Credo in sanctam Ecclesiam, catholicam‘: ‚Ich glaube an die heilige katholische Kirche, im Sinn von: christlich, allgemein, universal.‘
In diesem Sinn ist keine Kirche allein katholisch. Auch die römisch-katholische nicht. Um wahrhaft katholisch zu sein braucht  
man immer auch die anderen.
Als Kirchen und auch als evangelischer Mann.
Ich möchte den Satz meines verstorbenen Freundes darum heute erweitern: ‚Man kann das Katholischsein nicht den Römisch- Katholischen überlassen,
und nicht den Frauen.‘
Die sind heute am Weltgebetstag nämlich ziemlich katholisch. Über Kirchen- und Konfessionsgrenzen hinweg. Universal christlich. Weltweit vernetzt und verbunden.
Wie jedes Jahr am 1. Freitag im März. In 170 Ländern der Erde treffen sich am Weltgebetstag vor allem Frauen zu Gottesdiensten. Sie suchen dabei jedes Jahr die gedankliche Nähe zu einem Land. Dieses Jahr sind die Bahamas das Zentrum der Mittelpunkt der Katholizität:
Frauen von dort haben aufgeschrieben, wie sie leben, woran sie glauben. Worunter sie leiden. Wofür sie die Solidarität aus den anderen Teilen der Welt brauchen. Sie haben das in Gebete gefasst und laden andere Frauen überall in der Welt dazu ein, ihre Sorgen und Hoffnungen zu den eigenen zu machen.
Sie laden ein zu einer „katholischen“, weltumspannenden Globalisierung. Nicht der Globalisierung der Märkte, der Geldströme und der Geld werten Daten. Sondern einer mit Herz und Geschwisterlichkeit. In der Menschen näher rücken. In diesem Sinn meine ich: „als evangelischer Mann kann ich das Katholisch-Sein nicht den Römisch-Katholischen überlassen und nicht den Frauen.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19346
weiterlesen...