SWR2 Wort zum Tag

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Freiheit. Über keinen anderen Begriff denkt der von den Nationalsozialisten ermordete Jesuitenpater Alfred Delp im Gefängnis so intensiv nach wie über die Freiheit. „Der Mensch muss frei sein“, schreibt Delp mit gefesselten Händen. „Wer nicht in einer Atmosphäre der Freiheit zuhause ist, die unantastbar und unberührbar bleibt, allen äußeren Mächten und Umständen zum Trotz, der ist verloren.“

Der 1907 geborene Geistliche war eine der Persönlichkeiten des Widerstands gegen Hitler, die vor 70 Jahren, kurz vor dem Zusammenbruch des Schreckensregimes, hingerichtet wurden. Seit 1942 gehörte er zum „Kreisauer Kreis“, einer Gruppe um den Grafen Helmuth von Moltke, die das Programm für ein besseres Nachkriegsdeutschland erarbeitete. Im Juli 1944 wurde Delp verhaftet, am 11. Januar 1945 vor dem Volksgerichtshof in Berlin zum Tod verurteilt.

Alfred Delp selbst scheint eine Persönlichkeit von großer innerer Freiheit gewesen zu sein, auch unter extremen Belastungen. Der Berliner Gefängnispfarrer Peter Buchholz beschreibt ihn als einen Menschen, „dessen Dasein und Nähe allein schon stärkt“, als „ein Kraftfeld des Haltes, der Freude, der Zuversicht“.

Die Freiheit, die nach Delps eigenen Worten auch in Fesseln sich selbst treu bleibt, ist für ihn in seinem Gottesglauben verankert. „Gott ist der Tag und die Nacht, die Fessel und die Freiheit, der Kerker und die weite Welt.“ Sich an diesen Gott zu binden, erspart nicht die Nacht und die Angst, das mühsame Ringen um Sinn. Aber es macht den Weg frei zu einem menschenwürdigen Leben. „Die freie und vorbehaltlose Begegnung mit dem Herrgott erst gibt dem Menschen seinen eigenen Raum“, schreibt Alfred Delp im Gefängnis.

Der Freiheit, so Delp, wird der Mensch „nur teilhaft, wenn er seine eigenen Grenzen überschreitet“. Solange Menschen in ihren eigenen Machtansprüchen, ihren Ideologien, ihren individuellen Interessen gefangen sind und diese absolut setzen, sind Terror und Tyrannei, aber auch Feigheit und Mitläufertum nicht weit. „Der Mensch muss sich selbst hinter sich gelassen haben, wenn er eine Ahnung von sich selbst bekommen will“, schreibt der Jesuit im Angesicht des Todes. Delp und seine Freunde wissen, dass sie selbst nur den Samen für eine neue, freie, menschenwürdige Ordnung ausbringen können, die in Verantwortung vor Gott gestaltet wird. „Es sollen andere einmal besser und glücklicher leben dürfen, weil wir gestorben sind.“ Am 2. Februar 1945 wurde Alfred Delp hingerichtet.

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