SWR3 Gedanken

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Sie ist leider schon vergeben, für schlappe 95 Millionen Dollar. Die oberste Etage in einer der exklusivsten Wohnanlagen der Welt: New York, 432 Park Avenue. Ein Wohnhaus der Superlative. 96 Stockwerke purer Luxus. In diesem Jahr soll es bezugsfertig sein. Absatzprobleme gab es keine. Die Nachfrage nach solchen Immobilien steigt. Viele Zweit- oder Drittwohnsitze sind darunter für Menschen, die längst schon alles haben. Die dann aus ihren Zweit- oder Drittwohnungen hinunterschauen können auf die Stadt New York. Auf Menschen, die dort unten versuchen, sich mit Zweit- oder Drittjobs über Wasser zu halten, damit sie ihre Wohnung überhaupt bezahlen können. Symptome einer Welt, die überall aus den Fugen geraten ist. In der eine reiche Oberschicht Luxuswohnungen sammelt, während rund eine Milliarde Menschen weltweit in Bruchbuden hausen, weil sie nicht mal einen Dollar pro Tag zum Leben haben.

Vor über 2000 Jahren haben die biblischen Propheten schon genau diese Zustände angeprangert. Sie haben gewütet und angeklagt. Genützt hat es offenbar nicht viel. Zwei Jahrtausende Ungerechtigkeit, an denen weder Propheten noch Revolutionen Wesentliches geändert haben. Damit könnte man sich abfinden und resigniert zur Tagesordnung übergehen und darf es trotzdem nicht. Denn die jüdisch-christliche Tradition kann und wird die Hoffnung nicht aufgeben, dass es so etwas wie eine ausgleichende Gerechtigkeit doch noch gibt. Eine, die auch die Opfer der Geschichte einschließt und niemanden vergisst. Zu allererst natürlich hier auf Erden und wenn das nicht gelingt, dann auf jeden Fall in dem, was Juden wie Christen den Himmel nennen.

 

 

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