SWR3 Gedanken

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Ab 50 ein besserer Mensch? An mir selbst habe ich das zwar nicht unbedingt bemerkt, aber schön wäre es schon. Bill Gates, Gründer der Firma Microsoft und einer der reichsten Menschen der Welt, behauptet das zumindest von sich. Mit zwanzig, so Gates, sei er stolz gewesen, zwei Nächte durcharbeiten zu können, keinen Urlaub zu brauchen und seine Mitarbeiter vor sich her zu treiben. Gedacht habe er dabei aber vor allem an sich selbst. Zwanzig Jahre lang hat er so Milliarden verdient und eines Tages dann einen großen Teil seines astronomischen Vermögens in eine Stiftung gegeben. Stolze vier Milliarden Dollar investieren er und seine Frau daraus nun jedes Jahr in gemeinnützige Projekte. Die Erforschung tödlicher Krankheiten etwa oder die Entwicklung neuer Impfstoffe. Vom selbstbezogenen Computer-Nerd zum sozialen Wohltäter, der vor allem die Ärmsten im Blick hat? Was immer man von Gates und seiner Firma auch halten mag, der Mann hat jedenfalls eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht. Einer, der irgendwann für sich entschieden hat, dass Reichtum kein Selbstzweck ist, sondern zu etwas verpflichtet.

Wenn das Christentum von Nächstenliebe spricht, dann meint es im Prinzip nichts anderes. Dass Besitz verpflichtet. Und zwar immer und nicht erst dann, wenn er die Milliardengrenze überschritten hat. Dass jeder, dem es halbwegs gut geht, eine Verpflichtung empfinden sollte gegenüber dem, der Nichts hat. Ich jedenfalls kenne schon jetzt genug junge Leute, die diese Haltung schon mit zwanzig verinnerlicht haben. Auch, wenn sie selber noch kaum etwas besitzen. Dass es dafür aber nie zu spät ist, dafür, finde ich, ist Bill Gates gar kein so schlechtes Beispiel

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