SWR3 Gedanken

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 „Angst essen Seele auf“. So hieß ein Film, den der deutsche Regisseur Reiner Werner Fassbinder vor über 40 Jahren gemacht hat. Er erzählt von Emmi und Ali, einem ziemlich ungleichen Paar. Sie, eine deutsche Frau über 60. Er, ein marokkanischer Immigrant Mitte 40. Sie verlieben sich und heiraten. Doch aus der romantischen Liebesgeschichte wird ziemlich schnell ein Drama. Am Ende gibt es fast nur Verlierer. Gescheitert sind sie letztlich aber an allzu bekannten Problemen. An verdruckster Fremdenfeindlichkeit und der diffusen Angst vor allem Unbekannten, Fremden. Der Fremde als eine Art Leinwand, auf die alle möglichen Ängste projiziert werden. Pegida und ihre Ableger lassen grüßen.

Angst nagt wirklich an den Seelen. An denen der alten wie der neuen Einwohner. Dabei ist sie gar keine dumme Erfindung der Natur, die Angst. Unseren Steinzeitvorfahren jedenfalls hat sie beim Überleben geholfen. Angst macht um- und vorsichtig. Wer keine Angst hatte vor den Höhlenbären mag schon damals ein Held gewesen sein. Nur gelebt hat er dann meistens nicht lange. Doch zu uns kommen keine Höhlenbären. Es kommen Menschen, die Schutz suchen und einen friedlichen Platz zum Leben. Die nebenbei auch kaum weniger Angst mitbringen dürften vor all dem Neuen, völlig Unbekannten, dass sie hier bei uns erwartet. Das einzige, was da hilft: Kontakte herstellen. Gern auch vorsichtig und abtastend. Und dann reden, vielleicht sogar über die Angst. Die eigene und die des Anderen. Damit sie nicht irgendwann die Seele auffrisst.

 

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