SWR3 Gedanken

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„Man muss auch mal auf eine Askese verzichten können!“ das war der Lieblingsspruch eines Kollegen, immer wenn es ums Fasten ging. Seine Leibesfülle war der Beweis dafür, dass er es ernst gemeint hat. Man muss auch mal auf eine Askese verzichten können!
Eigentlich war es sein trotziges Nein gegenüber allen, die ihn gern anders gehabt hätten. Nicht mit Doppelkinn, sondern mit Waschbrettbauch und Sixpack. Nicht so schwerfällig, sondern durchtrainiert. Er hat genau gespürt, dass hinter vielen besorgten Gesundheitstipps nichts Anderes steckte als: wir fänden dich attraktiver und würden dich mehr ernst nehmen,  wenn du schlank wärst.
Aber darauf hat er dankend verzichtet. Nach dem Motto: „In eure Schönheitsideale will ich gar nicht passen. Dick ist schick und Schönheit braucht Platz. “
Heute ist Aschermittwoch, die Fastenzeit fängt an. Viele fragen sich, auf was sie in den nächsten 7 Wochen mal verzichten wollen. Wie wäre es mit „7 Wochen ohne Runtermachen“? Das schlägt nämlich die evangelische Aktion 7 Wochen ohne dieses Jahr vor.
Beim Fasten geht’s ja nicht um irgendwelche Schönheitsideale. Sondern allein um die Frage: Worauf kommt es im Leben an? Was ist wirklich wichtig? Und die Antwort könnte lauten: Dass ich Andere und mich nicht runter mache. Das fängt beim Blick in den Spiegel an und geht weiter beim Treffen mit Kollegen. Meistens haben die nämlich keine Idealmaße. Weder in der Figur noch im Charakter. Aber man kann ja mal darauf verzichten, sie und sich selber deswegen runterzumachen. Und sich selber auch nicht . Man könnte stattdessen auf das achten, was schön und liebenswert an ihnen und uns selber ist.
Mein Kollege jedenfalls, auch wenn er aussieht wie eine Mischung aus Obelix und Karl Marx, in seinem Humor ist er unschlagbar. Sollte ich ihm eigentlich mal sagen.

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