SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Wenn ich ehrlich bin, dann macht mir unsere Welt gerade manchmal echt Sorgen.
Man hört und sieht und liest von so vielen Krisengebieten – Extremisten sind in vielen Teilen der Welt auf dem Vormarsch – und das macht vielen Menschen Angst. Mir manchmal auch.
Auf der anderen Seite geht es immer nur ums Geld – darum, dass die Wirtschaft wachsen muss. Und das um jeden Preis. Obwohl dabei viele auf der Strecke bleiben. Deshalb frage ich mich schon manchmal, wo das alles hinführt.
Nein – ich bin kein Zukunftspessimist. Und trotzdem mache ich mir manchmal Sorgen. Jesus hat das mal auf den Punkt gebracht: In der Welt habt Ihr Angst – aber seid getrost ich habe sie längst überwunden.[1]
Ich glaube, dass Jesus dieses sorgenvolle Gefühl damals auch ziemlich gut gekannt hat. Die politische Situation zu seiner Zeit war auch alles andere als stabil. Die Römer hatten das Land besetzt. Und die Angst vor der Zukunft war ganz alltäglich. Weil es so was wie ein funktionierendes Gesundheitssystem nicht gegeben hat. Kranke Menschen mussten betteln gehen. Witwen und Waisen hatten alleine kaum eine Chance zu überleben.
Ok. Das sind andere Probleme, als wir sie heute haben. Aber das Gefühl ist dasselbe, glaube ich. In der Welt habt ihr Angst. Unsere Welt ist nicht perfekt. Überhaupt nicht.
Aber gerade deshalb macht Jesus deutlich. Es gibt mehr. Es kommt noch was. Es gibt Hoffnung. „Habt keine Angst. Ich habe die Welt überwunden!“
Ich habe mir schon oft überlegt, was das eigentlich für mich heißt. Denn einfach nur zu sagen: „Alles wird gut“ ist mir zu wenig. Auch, dass vielleicht nach dieser Welt, irgendwann im Himmel, alles besser werden wird, ist mir zu wenig. Und ich glaube mittlerweile, dass Jesus das auch so nicht gemeint hat. Zumindest nicht nur.
Ich glaube, dass Jesus mir einen anderen Blick auf die Welt eröffnen will. Damit ich nicht immer nur das Negative sehe. Denn das kann schnell passieren, wenn man sich Sorgen macht. Jesus kann mir helfen, dass ich mich nicht verkrieche. Sondern mein Leben gestalte. Verantwortung im Alltag übernehme. Es in die Hand nehme, auch was zu tun.
Ja. Manchmal mache ich mir Sorgen. Aber sie lähmen mich nicht, weil ich weiß: da gibt es noch mehr.


[1] Johannes 16,33.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19244
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