SWR3 Worte

SWR3 Worte

Soll ich meine Meinung wirklich sagen?
Vor dieser Frage stand der Theologe Fulbert Steffensky.
Er erzählt:

Während eines Gottesdienstes sah ich, dass unser 15-jähriger Enkel in einem Krimi las. […] Ich lächelte gequält, […] aber sagte nach dem Gottesdienst nichts.
Später fragte ich mich: Was tue ich eigentlich dem jungen Mann an, wenn ich ihm meine Meinung nicht sage. Deshalb sagte ich bei der nächsten Gelegenheit: „Miguel, ich fand es feige und respektlos, dass du während des Gottesdienstes einen Krimi gelesen hast. Respektlos: Du respektierst nicht, was anderen wichtig ist. Feige: du wagst es nicht wegzubleiben, wenn dir der Gottesdienst nichts bedeutet.“ […]
Einige Tage später hatten wir ein langes Gespräch. Miguel ließ mich darin wissen, dass ihn meine Worte getroffen hätten, er aber einsehe, dass ich Recht hätte. Dieses Gespräch hat uns einander sehr nahe gebracht und ich habe erkannt: Es ist nicht gut, wenn wir in schwächlichem Harmoniebedürfnis jedem Konflikt aus dem Weg gehen.

Fulbert Steffensky
Brauchen Kinder Religion?
Zitiert nach: http://www.schulstiftung-ekm.de/attachment/ 7b5a55540dde7fd81b33c01ac7eef6f5/ 1e13540e9ef4cc2354011e1ae7835f4324f5e005e00/ Festvortrag.pdf

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19237
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