Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Nach dem Attentat auf die Redaktion der Satirezeitschrift „charlie hebdo“ in Paris habe ich mal nachgeschaut: was denn eigentlich mit „Blasphemie“ gemeint ist. Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt  „Rufschädigung“. Bei uns wird der Ausdruck Blasphemie dann angewandt, wenn die Glaubensinhalte einer Religion verhöhnt werden. In Deutschland gibt es sogar einen Paragraphen im Strafgesetzbuch, den §166. Da heißt es: „Wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses  anderer in einer Weise  beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“ Man muss schon genau aufpassen um direkt zu bemerken, um was es hier in erster Linie geht. Es geht nicht darum, die Religion zu schützen. Nein, geschützt wird der „öffentliche Frieden“. Wenn sich also keiner aufregt, oder zumindest nicht so, dass der „öffentliche Frieden“ in Gefahr gerät,  dann wird auch nichts unternommen. Deshalb muss man schon ganz weit in der deutschen Geschichte zurück gehen, nämlich 80 Jahre, um einen Gerichtsprozess zu finden, der klären sollte, ob die Zeichnung eines Satirikers blasphemisch ist oder nicht. Der Maler George Grosz wurde damals übrigens frei gesprochen. Gläubige Christen, und nicht nur die, müssen Kritik an ihrer Religion aushalten. Darüber sind sich die Medienrechtler in Deutschland ziemlich  einig. Wenn in einem Musikvideo eine rappende Nonne ein Kreuz ableckt, ist das Satire, Blasphemie oder nur total daneben und geschmacklos? Für mich total daneben, andere haben da kein Problem. Oft  ist es nämlich einfach genau das – Geschmacksache. Und darüber entscheiden keine Gerichte, sondern in der Summe die Gesellschaft selbst. Man bekommt dann eben das Niveau, das man verdient. Weil man darüber lacht und es konsumiert. Satire verbieten lassen, das ist keine Lösung. Denn meistens pieksen ihre Vertreter an den richtigen Stellen, nämlich da, wo es richtig weh tut. Und der Rest ist Geschmackssache.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19229
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