Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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 Vor 70 Jahren, im Februar 1945, wurde der Jesuitenpater Alfred Delp von den Nazis in Berlin hingerichtet. Seine Asche wurde irgendwo verstreut. Nichts sollte mehr an ihn erinnern. Das ist den Nazis nicht gelungen. Heute tragen Gemeindezentren, Schulen,  Straßen, ja sogar eine Kaserne seinen Namen. Sie ehren damit einen Mann, der  klare Kante gezeigt hat, der sich nicht hat verbiegen lassen. Er hatte sich im Kreisauer Kreis engagiert, das waren Leute, die sich Gedanken machten, wie es denn mit Deutschland nach dem Krieg weitergehen könnte. Der Volksgerichtshof verurteilte ihn deshalb wegen Hoch- und Landesverrats zum Tode. Während der Haft hatte ihm die Gestapo vorgeschlagen, er könne freikommen, wenn er aus dem Orden austreten würde. Das lehnte Delp ab, obwohl er die Folgen ahnte. In einer Predigt sagte er einmal: „Keine Aussichtslosigkeit und keine Erfolglosigkeit entbindet den Menschen davon zu sagen, was ist und zu sagen, was falsch ist und einzutreten für das, was Recht und richtig ist……Wer vom Erfolg her denkt, der ist schon verdorben.“ Klare Worte eines aufrechten Mannes.  Ein Foto aus dem Gerichtssaal zeigt einen gerade stehenden Mann mit vorgeschobenem Kinn, der sich nicht unterkriegen lassen will. Dabei stand das Urteil längst fest und das wusste er wohl auch. Kraft schöpfte er aus seinem Glauben, das belegen die Briefe und Gedanken, die er aus der Haft schmuggeln konnte. Da liest man: „Das sind Christen, die wissen, was sie wollen und sind und die es auch zu sagen wissen. Der erbärmlichste Eindruck, den man heute hat, ist der Eindruck des verschluckten Wortes. Dass wir alle fast ersticken an den Worten, die wir nicht zu sagen wagen.“

70 Jahre ist das jetzt her. Und gilt heute mehr denn je: Nicht ersticken am verschluckten Wort. Deutlich sagen, was zu sagen ist. Auf Missstände hinweisen. Sich nicht im Privaten einrichten, merken, was neben mir passiert und handeln.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19228
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