Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Was für ein Imagewechsel! Knapp zwei Jahre ist Papst Franziskus jetzt im Amt. Und wie viele alte Zöpfe hat er in Rom schon abgeschnitten!

Der größte Paukenschlag war sicher seine Weihnachtsansprache vor den Kardinälen.

15 Krankheiten attestierte er seinen Mitbrüdern in der Chefetage des Vatikan. Von Eitelkeit, Heuchelei und Geschwätzigkeit war da die Rede. Viele dächten nur an ihre Karriere, seien aber der Wirklichkeit entrückt und litten an geistlichem Alzheimer. Und wörtlich: „Da ist die Krankheit des Beerdigungsgesichtes: Das bedeutet: Menschen, die mürrisch und finster dreinblicken. Sie meinen, um ernsthaft sein zu können, müssten sie ihr Gesicht mit Schwermut und Strenge anmalen. In Wahrheit ist diese theatralische Strenge ein Zeichen für Angst und Unsicherheit.“

Aber der Papst wäre ein schlechter Seelsorger, wenn er den so Gescholtenen nicht auch eine Therapie empfehlen könnte. Und die hatte Franziskus parat: den Humor, die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen. Als Rezept verordnete er den Kardinälen ein Gebet des Hl. Thomas Morus, das er selbst täglich spreche. Es lautet:

„Herr, schenke mir eine gute Verdauung, und auch etwas zum Verdauen. Schenke mir die Gesundheit des Leibes mit dem nötigen Sinn dafür, ihn möglichst gut zu erhalten. (...) Herr, schenke mir Sinn für Humor. Gib mir die Gnade, einen Scherz zu verstehen, damit ich ein wenig Glück kenne im Leben und anderen davon mitteile.“

Humor ist etwas sehr Bodenständiges. Es ist sicher kein Zufall, dass Humor und Humus denselben Wortstamm haben. Die Bibel erzählt, auch wir Menschen seien ja aus Erde gemacht: Adam – der „Erdling“.

Und der Mensch produziert viel Mist, aus dem der Humus bekanntlich erwächst. Demnach wäre Humor die Fähigkeit, über den alltäglichen Mist, der uns begegnet, auch einfach lachen zu können. Und über den eigenen natürlich erst recht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19225
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