SWR3 Gedanken

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„Archäologen haben Gottes Knochen gefunden.“ Diese nicht ganz ernst gemeinte Meldung machte vor kurzem die Runde. Das komplett erhaltene Skelett sei bei einer Grabung in Jerusalem zum Vorschein gekommen. Es soll mehr als 6.000 Jahre alt sein und um die 6,50 Meter groß. Es habe die typische Knochenstruktur eines männlichen, weißhaarigen Bartträgers. Und: die Verwandtschaft zu Jesus sei bei einem DNA-Abgleich mit dem Turiner Grabtuch bestätigt worden. Wie gesagt: Die Meldung war witzig, nicht ernst gemeint.

So erfunden die Meldung auch sein mag, bei näherem Hinsehen stecken doch ein paar Krümel Wahrheit drin. Nicht, dass irgendwo noch Gottes Knochen herumliegen könnten. Ich glaube überhaupt nicht, dass sich Gott mit unseren Maßstäben beweisen lässt, also mit Hilfe von Ausgrabungen, Gleichungen oder chemischen Prozessen. Aber ich glaube schon, dass Gott auf der Welt seine Spuren hinterlässt – nur anders.

Vom „Fingerabdruck Gottes“ spricht man zum Beispiel vor einer grandiosen Landschaft. Da muss doch Gott seine Spuren hinterlassen haben. Oder auch in uns Menschen selbst. In der Bibel heißt es, der Mensch wurde als das Ebenbild Gottes erschaffen. Na ja, so ganz auffällig ist das nicht bei jedem. Aber wenn es in Krisengebieten zu einer Welle der Solidarität kommt, oder wenn mich jemand ganz unerwartet tröstet, dann schon.

Mit einer Sache hat die Meldung auch noch ins Schwarze getroffen: Gott möchte den Menschen ähnlich sein. Er thront nicht, sondern er lebt und leidet mit. Und ein Teil von ihm, nämlich Jesus, ist sogar gestorben.

Also könnte doch was dran sein an der Meldung mit Gottes Knochen? Nein, denn die Knochen von Jesus wären nur knapp 2000 Jahre alt und wären nicht 6,50 Meter groß. Das beste Gegenargument heißt allerdings: Jesus ist auferstanden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19208
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