SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Julia Engelmann ist durch ein so genanntes „virales Wunder“ bekannt geworden: massenhafte Verbreitung im Internet. Vor zwei Jahren hat sie an einem Poetry Slam im Hörsaal der Uni Bielefeld teilgenommen. Letztes Jahr wurde das Video von ihrem Auftritt im Netz bekannt: über 7 Millionen Clicks. Mittlerweile hat Julia verschiedene Schauspielrollen angenommen und ein Buch mit ihren Gedichten herausgegeben.

Der Hörsaal-Auftritt war  echt ein Hammer. Die blonde Studentin mit Pferdeschwanz tritt etwas schüchtern vors Mikro. Aber dann legt sie los: schnell, witzig und mit einem Thema, das viele berührt: „Eines Tages, Baby, werden wir alt sein. Und an all die Geschichten denken, die wir hätten erzählen können.“ Julia beschreibt das Gefühl, im Leben immer nur abzuwarten bis etwas Besseres kommen könnte. Chancen zu verpassen aus Angst, etwas falsch zu machen. Sie beschreibt ein Leben im Konjunktiv: Hätte ich doch oder: was wäre wenn!

Dieses Phänomen ist auch Trendforschern und Soziologen bekannt. Sie sagen, dass es Menschen immer schwerer fällt auszuwählen: Partner, Beruf oder eine bestimmte Lebensform. Sich entscheiden kostet nämlich Kraft, vor allem wenn die Auswahl groß ist und wenn man an die weitreichenden Folgen denkt. Klar, dass es da immer mehr junge Menschen gibt, die unentschieden bleiben.

Wie könnte man nun all die „Unentschiedenen“ ermutigen? Vielleicht so: Egal, wie du dich entscheidest: So viel Gutes liegt vor dir, aber auch Schweres. Es gibt nicht den goldenen Weg, der dir alles erspart. Und wenn du nur verpassten Chancen nachweinst, dann lebst weder im verpassten Traum noch im Hier und Jetzt. Deshalb: Wähle deinen Weg, stehe zu ihm und gehe ihn leidenschaftlich. Das ist allemal besser als ein Leben im Konjunktiv.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19207
weiterlesen...